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96 Peter Herde
Monographien. Bemängelt wird auch das große Format und mit Haller die allzu luxuri-
öse Ausstattung ; es sei ein Prachtwerk für Liebhaber und Bibliotheken, wegen des hohen
Preises aber kein Lehrmittel für Universitäten, dafür auch zu unhandlich ; für Privatge-
lehrte sei es unerschwinglich. Insgesamt jedoch befürwortet Simonsfeld einen Zuschuss
aus Reichsmitteln, fordert aber einen genauen, detaillierten Plan für die Weiterführung.
Das Gutachten Grauerts ist ausführlicher und gründlicher. Grauert findet den Plan für
das Werk an sich gut, bezweifelt aber, ob ein einzelner ihn verwirklichen könne. Deshalb
habe Chroust auch zu Recht für das spätere Mittelalter Mitarbeiter herangezogen. Die bis-
herigen 21 Lieferungen seien ein Prachtwerk der Wissenschaft ; es gebe aber auch Mängel in
der Ausführung. Unter Verweis auf die Kritik Hallers betont auch Grauert, dass der Plan
des Unternehmens nur zum Teil verwirklicht worden sei, dass in der Zusammenstellung
der Lieferungen Willkür und Zufall herrschten, dass die abgebildeten Beispiele oft ohne
innere Beziehung zueinander stünden ; er verweist aber auch darauf, dass eine gewisse
Ordnung durch Tabellen im Schlussheft hergestellt werde. Er geht sodann auf Fehler
Chrousts in Einzelheiten ein, bemängelt, dass das von den Schreibschulen gegebene Bild
unvollständig sei ; das Spätmittelalter sei zu spärlich vertreten. Dennoch ist Grauert ohne
Bedenken für die Gewährung einer Reichssubvention. Die Monumenta Palaeographica
seien ein rühmliches Unternehmen, dessen Fortführung, volle Ausgestaltung und Vollendung
der deutschen Wissenschaft zu hoher Ehre gereichen wird, sofern nur geeignete Vorkehrungen
getroffen werden, um die bisher hervorgetretenen Missstände in der Publikation zu beseitigen.
Zu den Missständen gehörten auch die luxuriöse Ausstattung und der hohe Preis von
20 Mark pro Lieferung von zehn Tafeln. Wegen dieses Preises seien Einzelkäufer in sehr
großer Zahl nicht zu gewinnen. Für Professoren und Studenten sei das Werk ohnehin
viel zu teuer, und so blieben als potenzielle Abnehmer nur Bibliotheken und Univer-
sitäts-Seminare, daneben auch solche in Frankreich, England und Amerika. Bezüglich
der Verwendbarkeit im akademischen Studienbetrieb ist Grauert etwas optimistischer als
Simonsfeld : ein leicht zugängliches Hilfsmittel für den paläografischen Unterricht werden
die Monumente Palaeopraphica nur werden, wenn jede deutsche, deutsch-österreichische,
belgische, holländische, englische und französische Universität mindestens zwei Exem-
plare erwerben könnte. Grauert verweist auf die Bedeutung des Werkes für das Ansehen
der deutschen Wissenschaft ; es könne den großen paläographischen Publikationen der ande-
ren modernen Kulturvölker ebenbürtig zur Seite gestellt werden. Die technische Ausführung
sei vorzüglich, die Erläuterungen Chrousts, von einzelnen Missgriffen abgesehen, sehr
gut. Er empfiehlt jedoch, Chroust als Leiter des Unternehmens einen Kreis von beraten-
den Fachleuten zur Seite zu stellen, Spezialisten für einzelne Gebiete ; er schlägt dafür eine
Reihe von Personen vor, die damals Rang und (oder) Namen hatten : Reinhold Koser,
Oswald Holder-Egger, Michael Tangl, Konrad Burdach, Johannes Haller, Karl Hampe,
Harry Bresslau, Ludwig Traube, Emil von Ottenthal, Oswald Redlich u.a. Relativ spät
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 2
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 678
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien