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Arthur Stein (1871–1950) und Edmund Groag (1873−1945) 139
gesehen wurde. Auf Initiative Hermann Dessaus66 wurden die zwei Gelehrten Groag und
Stein – der eine in Wien, der andere in Prag – mit der Fertigstellung der PIR betraut67 :
Die drei bereits 1897 und 1898 erschienenen Bände sollte ein vierter Band mit addenda et
corrigenda sowie Fasten68 der wichtigsten Reichsämter komplettieren. Die Wahl Dessaus
war, wie er in seinem Vorschlag an Otto Hirschfeld69 und Heinrich Dressel70 am 29. Mai
1915 schrieb71, auf die beiden Althistoriker gefallen, weil diese bereits seit 1897 als Mitar-
beiter an der RE die entsprechenden Personenlemmata bearbeiteten und sich damit sowie
durch zahlreiche Veröffentlichungen vor allem in den Jahresheften des Österreichischen
Archäologischen Institutes in Wien bereits als exzellente Kenner der Materie ausgewiesen
hatten. Außerdem war Dessau über Hirschfeld mit Bormann, dem wichtigsten Lehrer
Steins und Groags, befreundet und hatte dadurch gute Beziehungen zur sogenannten
Wiener Schule72. Hirschfeld und Dressel, als akademische Kommission für die PIR zu-
ständig, brachten den Antrag in der epigrafisch-numismatischen Kommission vor, der
unter Vorsitz Hirschfelds neben Dressel noch Hermann Diels73, Ulrich von Wilamowitz-
Moellendorff74 und Georg Loeschke75 angehörten. Bereits am 10. Juni 1915 genehmigte
die Klasse den Antrag für die Mitarbeit Groags und Steins.
Der ursprüngliche Plan eines vierten Bandes der PIR erwies sich jedoch angesichts
des stetig und beträchtlich anwachsenden Materials zunehmend als undurchführbar, so
dass 1926 beschlossen wurde, stattdessen eine zweite, völlig neu bearbeitete Auflage unter
Federführung Steins vorzubereiten.76 Wieder überrascht die unkomplizierte Schnelligkeit
der Prozedur : Am 8. Juni schrieb Dessau an Ulrich Wilcken, der seit 1921 als Vorsitzen-
der der nach dem Rücktritt Hirschfelds vom Vorsitz mehrerer Kommissionen gegründe-
ten Kommission für griechisch-römische Altertumskunde amtierte. Am 17. Juni stimmte
66 Zu ihm Hermann Dessau (1856−1931). Zum 150. Geburtstag des Berliner Althistorikers und Epigrafikers.
Beiträge eines Kolloquiums und wissenschaftliche Korrespondenz des Jubilars (Berlin/New York 2009), hg. v.
Manfred G. Schmidt.
67 SB Berlin 10.06.1915.
68 Mit dem bereits in der römischen Republik verwandten Begriff „fasti“ werden in der modernen Forschung
meist chronologisch geordnete Verzeichnisse von Amtsträgern vor allem hoher Staats- und Priesterämter be-
zeichnet.
69 Zu ihm ÖBL 2, 332f.
70 Zu ihm NDB 4, 111f.
71 Brief im ABBAW, II–VIII, 140.
72 Siehe Salomon Frankfurter in : Bursians Biographisches Jb. für Altertumskunde (Nekrologe) 59 (1933) 102.
73 Zu ihm NDB 3, 646f.
74 Zu ihm DBE 10, 494f.
75 Zu ihm NDB 15, 61f.
76 SB Berlin vom 08. und 22.07.1926. Dass Stein die Endredaktion hatte, ergibt sich aus dem Briefwechsel zwi-
schen ihm und Wilcken (im ABBAW).
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 2
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 678
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien