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140 Klaus Wachtel
die Kommission Dessaus Antrag auf Neuauflage der PIR zu, und im Juli genehmigte die
Klasse den Antrag.
Die ersten beiden Bände – die Personen mit den Anfangsbuchstaben A bis C enthal-
tend – wurden von Groag und Stein 1933 und 1936 herausgegeben. Doch 1938 zeichnete
sich ab, dass die Arbeit Groags und Steins an der PIR im Auftrag der Berliner Akademie
immer mehr auf Schwierigkeiten stoßen sollte. Nachdem die Akademie im Januar 1939 die
Zusammenarbeit mit beiden aufgekündigt hatte, erschien noch der dritte Band 1943, ohne
dass jedoch die Namen Steins und Groags im Titelblatt genannt werden durften ; immer-
hin wurden sie in der Praefatio erwähnt, und ihre Namenskürzel bezeugten die Autoren-
schaft bei jedem Artikel ; das hatten Stein und Wilcken sowie Stroux, der im August 1939
die akademische Leitung der PIR übernommen hatte, offenbar noch arrangieren können77.
1918 war Stein zum außerordentlichen Professor für römische Altertumskunde und
Epigrafik ernannt worden : Seine k.k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Ent-
schließung vom 16. Sept. d.J. den Privatdozenten, Realschulprofessor Dr. Arthur Stein zum
außerordentlichen Professor für römische Altertumskunde und Epigraphik an der Deutschen
Universität in Prag […] allergnädigst zu ernennen geruht, heißt es in dem Schreiben aus
dem Wiener Ministerium für Kultus und Unterricht an das Dekanat vom 30. Septem-
ber78. Gleichzeitig wurde Stein – neben dem Archäologen Wilhelm Klein und dem Althis-
toriker Heinrich Swoboda – 3. Direktor des 1895 nach Wiener Vorbild gegründeten Ar-
chäologisch-epigrafischen Seminars, das sich im altehrwürdigen Klementinum befand79.
Stein trat damit an die Stelle von Premersteins, der nach Marburg gewechselt war. 1919
scheiterte Stein mit einer Bewerbung in Rostock : nach eigenen Angaben im Lebenslauf80
war er in diesem Jahr in Rostock i. M. im Vorschlag für die durch den Abgang [Walter]
Kolbes81 erledigte ordentliche Professur für alte Geschichte, an 2. Stelle, hinter Oscar Leuze82.
77 Zu den Vorgängen 1938/1939 um die Kündigung der Mitarbeit Groags und Steins an der Berliner Akademie
siehe unten.
78 Im UAP, siehe dazu auch Pavel Kolář, Die Geschichtswissenschaft an der Deutschen Universität Prag
1882–1938 : Entwicklung der Lehrkanzeln und Institutionalisierung unter zwei Regimen, in : Universitäten
in nationaler Konkurrenz. Zur Geschichte der Prager Universitäten im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Hans
Lemberg (Veröff. des Collegium Carolinum 86, München 2003) 85–114, hier 93f. Über Steins Wirken an
der Deutschen Universität in Prag unterrichtet zudem Kolář, Geschichtswissenschaft in Zentraleuropa 1
(wie Anm. 31), siehe die Registereinträge.
79 Das Seminar befand sich im so genannten Neuen Kolleg des Klementinums.
80 Vgl. oben Anm. 29.
81 Zu ihm NDB 12, 452f.
82 Nachfolger Kolbes in Rostock wurde aber Ernst Hohl (zu ihm Lexikon der DDR-Historiker [München 2006]
663), während Leuze 1914 einen Ruf nach Czernowitz annahm und nach dem Krieg zunächst in Halle a.d.S.,
schließlich 1921 Ordinarius in Königsberg war, vgl. Gnomon. Kritische Zs. für die gesamte klassische Alter-
tumswissenschaft 10 (1934) 510−512.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 2
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 678
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien