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Arthur Stein (1871–1950) und Edmund Groag (1873−1945) 149
man ist versucht, auch bei Groag diese zu vermuten. Auf jeden Fall waren der Tierfreund
Groag und der Althistoriker und Bibliothekar Groag ein und dieselbe Person128.
7. Unter den Nationalsozialisten
1938 zeichnete sich ab, dass die weitere Arbeit Groags und Steins an der PIR im Auftrag
der Berliner Akademie auf Schwierigkeiten stoßen würde. Am 21. November schrieb Ul-
rich Wilcken129 an Ernst Heymann, den Sekretar der Philosophisch-historischen Klasse
unter anderem130 : Zu meinem großen Bedauern muß ich Ihnen mitteilen, daß ich wegen der
Zukunft unserer Prosopographia imperii Romani in größter Sorge bin. Die beiden Herren, die
sie bearbeiten, Prof. Arthur Stein (Prag) und Prof. Edmund Groag (Wien) sind Nichtarier.
Vom Ersteren wußte ich es schon immer, vom Zweiten erfuhr ich es erst in diesen Tagen. Es
wurde mir bestätigt durch ein Telephongespräch mit unserem neuen Beamten, Herrn Prof.
[Helmuth] Scheel131, der u.a. erwähnte, daß es ihm aus diesem Grunde nicht möglich sei, die
beiden Herren zum Bericht über ihre Jahresarbeit aufzufordern. Damit steht die Akademie vor
schweren Entscheidungen. Dementsprechend durften Groag und Stein ihre Arbeitsberichte
nicht mehr direkt an die Akademieleitung schicken, sondern mussten dem Kommissions-
vorsitzenden Wilcken Bericht erstatten, der Stein diesbezüglich am 2. Dezember 1938
geschrieben hatte132 : Ich möchte Sie bitten, den Bericht über die diesjährige Tätigkeit an der
Prosopographie als Unterlage für meinen Bericht für die nächste Friedrichsitzung dieses Mal
an mich direkt zu schicken. Zugleich muß ich Ihnen nach Rücksprache mit unserem Sekretar,
Prof. Heymann, zu meinem großen Bedauern mitteilen, dass nach der Lage der jetzigen Ge-
setzgebung Ihre und Herrn Groags Mitarbeit an der Prosopographia Imperii Romani voraus-
sichtlich nicht fortgesetzt werden kann.
Stein reagierte tief betroffen und schrieb in seiner Antwort133 : Nicht ohne tiefe innere
Bewegung habe ich Ihre Mitteilung empfangen, daß unsere Mitarbeit an der Prosopographie
voraussichtlich nicht fortgesetzt werden kann. Denn mit dieser Aufgabe, die ich wohl ohne
Übertreibung als mein Lebenswerk bezeichnen darf, war ich und war Groag durch jahr-
128 Bereits in Wer ist Wer ? Lexikon der österreichischen Zeitgenossen, hg. v. Paul Emödi, Robert Teichl
(Wien 1937) 124, ist zu Groag angegeben : „Arbeiten auf dem Gebiete der Geschichte und Kultur des
Altertums und des Tierschutzes“.
129 Zu ihm Wilhelm Schubart in : Gnomon. Kritische Zs. für die gesamte klassische Altertumswissenschaft 21
(1949) 88−90 ; Matthias Gelzer in : Jb. DAW Berlin 1946−1949 (1950) 244−251.
130 ABBAW, II–VIII, 141. Über die Angelegenheit gibt es einen Gedankenaustausch zwischen Wilcken und
Heymann.
131 Seit 1939 Direktor der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
132 ABBAW, II–VIII, 141.
133 Ebd. Brief vom 14.12.1938.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 2
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 678
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien