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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
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Page - 156 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2

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156 Klaus Wachtel Inspektion erscheinen sollte.“ Und : „Der Geschmack des Publikums war überraschend : es vertrug auch schwere Kost.“ Die Vorträge Steins gehörten angesichts des „attraktiven“ Angebots an anderen Vortragsthemen vermutlich nicht zu den gefragtesten – Stein wird daher auch nicht in den Tagebüchern von Manes erwähnt –, zeigen aber doch seine ak- tive Teilnahme am geistigen Leben in Theresienstadt, das gewiss nicht unwesentlich zum Überleben seiner Bewohner beigetragen hat, wie viele dankbare Erinnerungen an das Vor- tragsprogramm und seinen Organisator beweisen. Auch für den Freund in Wien brachte die Naziherrschaft ein bitteres, wenn auch nicht ganz so grausames Schicksal. Bereits einen Monat nach dem „Anschluss“ wurde Groag mit vielen anderen Professoren jüdischer Herkunft die Lehrbefugnis durch das Unterrichts- ministerium entzogen168. Wenig später wird er aus der Mitgliederliste des Deutschen Ar- chäologischen Instituts gestrichen, in das er auf der Gesamtsitzung der Zentraldirektion am 14. und 15. Juli 1933 unter Hinweis auf seine Verdienste bei der Herausgabe von Emil Ritterlings „Fasti des römischen Deutschland“ (Wien 1932) als ordentliches Mitglied ge- wählt worden war169. Auch das Wohnen in der Feldmühlgasse 15 wurde zum Problem. In einem Brief an den Altorientalisten Friedrich Wilhelm König170 schrieb Groag am 15. August 1940 : […] wir sind jetzt in einer schwierigen Situation in Bezug auf unsere Wohnung : wir müssen diese spätestens im September räumen, haben aber noch keine neue gefunden. Sollte Ihnen zufälligerweise bekannt sein, dass in einem nichtarischen Haus eine kleinere Wohnung frei wäre oder auch eine größere, die man dann mit anderen Parteien teilen müsste, so wäre ich Ihnen für freundliche Mitteilung sehr dankbar. Obwohl (sic !) meine Frau den ‚Ariernachweis‘ hat, sind uns ‚arische‘ Häuser anscheinend verschlossen171. Bereits am 17. April 1940 hatte sich Groag an die Wiener Akademie mit der Bitte gewandt172, sich dafür einzusetzen, dass er seine Wohnung behalten kann, und zwei Tage später schrieb der Akademiepräsident Heinrich von Srbik173 an den Leiter des Woh- nungsamtes ein entsprechendes Gesuch. Groag wandte sich aber noch zweimal, am 15. 168 Brief des Unterrichtsministers an das Rektorat der Universität Wien vom 22.04.1938 im UA. 169 Auskunft von A. Krug, Archiv des DAI am 14.03.2002. Auffallend ist die Tatsache, dass Stein nicht und Groag erst 1933 zur Mitgliedschaft im DAI gelangt sind, hatte doch bereits am 20.03.1918 Dessau in einem Brief an Hirschfeld eine Ernennung der beiden Gelehrten zu korrespondierenden Mitgliedern für gerechtfer- tigt bezeichnet, siehe Hermann Dessau (wie Anm. 66) 346f. 170 Zu ihm Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1970, 1523 ; er wurde als Halbjude nach dem „An- schluss“ aus seinem Dienst in der Nationalbibliothek entlassen, siehe Geschichte der Österreichischen Nati- onalbibliothek 2 (wie Anm. 116) 102, 168, 170. 171 Der Brief befindet sich – offenbar aus dem Nachlass König – in der Handschriftenabteilung der ÖNB (inv. 796/36–1 und 2). 172 Der Hofrat, an den der Brief gerichtet ist, ist wohl Carl Patsch (1865−1945), Obmann der Balkan-Kommis- sion, zu ihm NDB 20, 101f.; ÖBL 7, 343f. 173 Zu ihm siehe den Beitrag von Martina Pesditschek in diesem Band.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Österreichische Historiker
Subtitle
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Volume
2
Author
Karel Hruza
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
678
Keywords
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Category
Biographien
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