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Arthur Stein (1871–1950) und Edmund Groag (1873−1945) 157
Mai und 24. August, an Patsch (?), bis die
Intervention der Akademie Erfolg hatte.
Am 12. September 1940 bedankte er sich
schließlich bei Patsch und Srbik für deren
Unterstützung174. Offensichtlich war den
Bemühungen der Akademie ein dauerhaf-
ter Erfolg beschieden, denn das Ehepaar
Groag konnte bis zur Befreiung Wiens
in seiner Wohnung in der Feldmühlgasse
– wenn auch unter stark beengten Bedin-
gungen und unter ständiger Angst und Be-
drohung, die Wohnung doch aufgeben zu
müssen – verbleiben175.
Zu Beginn des Jahres 1942 musste
Groag die Nachricht von der Deportation
seiner Schwester Paula und ihres Mannes
von Berlin nach Riga verkraften, im selben
Jahr dazu noch die Deportation seines On-
kels Emil Karell aus Wien nach Theresien-
stadt. Sicher hat er auch von der Deporta-
tion des Prager Freundes und dessen Frau
erfahren, was ihn tief getroffen haben muss176. In dieser Situation waren sicherlich die von
Robert Adam Pollak in seinen Tagebüchern177 erwähnten Zusammenkünfte mit Gleich-
gesinnten, die seit März 1942 allsonntäglich in Groags Wohnung stattfanden178 und an
174 Der Briefwechsel befindet sich im Archiv der ÖAW unter Balkan-Kommission H 14 ; ich danke herzlich dem
Leiter des Archivs, Stefan Sienell, für die Übersendung von Kopien.
175 Dazu siehe unten.
176 Pollak, Tagebucheintrag 14.02.1943, berichtet, dass Groags den vierten Brief von Stein aus Theresienstadt
erhalten haben.
177 Pollak (1877−1960) war Vizepräsident des Handelsgerichts in Wien, Schriftsteller und Privatgelehrter. Der
Teil der Tagebücher, aus dem hier zitiert wird und dessen Kenntnis ich Monika Rauer, einer Großnichte
Pollaks, verdanke, befindet sich in der ÖNB. Prof. Patzner und der ÖNB sei für die Erlaubnis herzlich ge-
dankt, aus den Tagebüchern zitieren zu dürfen.
178 Die erste am 22.03., laut Pollak, Tagebucheintrag 22.10.1945 : Forsche im Tagebuch nach, wie lange die Sonn-
tagszusammenkünfte in der Feldmühlgasse gedauert haben, deren Aufhören wir alle ungemein bedauern : ich finde
den 22. März 1942 als Anfangsdatum : das wären also mehr als drei Jahre. Wie bedauerlich, daß ich über die
Gespräche, die allerdings manchmal dieselben Kriegsthemata in wenig nuancierter Weise behandelten, wegen der
Gestapo-Gefahr kein Protokoll führen durfte. Geistreich waren sie nur selten, aber das Protokoll hätte ein äußerst
lebendiges Bild der Zeit gegeben. Abb. 8 : Programm der Vorträge Arthur Steins in
Theresienstadt
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 2
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 678
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien