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166 Klaus Wachtel
lich fertig ist, und wird schon zu seiner Deckung dem Schicksal des Manuskripts nachgehen.
Die Umstände, die das Erscheinen unmöglich gemacht haben, werden also in den Fachkreisen
jener Länder ohne Zweifel bekannt werden. Ist es nun unser deutsches Interesse, dass hier ein
Fall gesetzt werde, der für die Propaganda mit all der Wirksamkeit ausgenützt werden kann,
die nun einmal an den konkreten Fällen und den bekannten Persönlichkeiten hängt ? Dem Sieg
der Waffen wird ja der Kampf der Propaganda folgen, gerade in diesen uns wenig geneigten und
unter westlichem Einfluß stehenden Ländern. Es scheint daher immerhin erwägenswert, ob man
Stein nicht die wenigen Wochen oder Monate belassen könnte, die zum Abschluß der nahezu
fertigen Arbeit unter Benützung seiner Prager Bücher und Materialien nötig wären. (Wenn
man schon davon absieht, dass Stein 70 Jahre ist und dass solche Fälle sich in absehbarer Zeit auf
natürlichem Weg regulieren.)
In der Hoffnung, dass Sie mein Einschreiten nicht falsch deuten und dass die Lage der Dinge
es nicht gegenstandslos erscheinen lässt, habe ich geglaubt, mich persönlich an Sie wenden zu
dürfen.
Heil Hitler !
Ihr ergebener
Steinacker
2. Josef Keil : Nachruf für Hofrat Prof. Dr. Edmund Groag222
Edmund Groag, 1873 als Sohn des Eisenbahningenieurs Berthold Groag in Prerau geboren,
hat seine wissenschaftliche Ausbildung an der Universität im historischen Seminar durch Max
Büdinger und im Archäologisch-epigraphischen Seminar erhalten, wo der Mommsenschüler
Eugen Bormann die grosse Tradition der römischen Altertumswissenschaft vertrat. Nach einem
Staatsstipendiumsjahr in Rom als Bibliothekar am archäologisch-epigraphischen Seminar tä-
tig, kam Groag dann in den Dienst der Nationalbibliothek, in dem er bis zu seiner vorzeitigen
Pensionierung als einer ihrer hervorragendsten Beamten verblieb. An der Universität hat sich
Groag im Jahre 1919 als Privatdozent für Römische Geschichte habilitiert und ist im Jahre
1925 mit dem Titel eines außerordentlichen Universitätsprofessors ausgezeichnet worden. Als
gebürtiger, aber schon in seiner Jugend223 getaufter Jude im Jahre 1938 aus dem Lehrkörper ge-
strichen, konnte er seine Lehrtätigkeit im neuen Österreich wegen Erreichung der Altersgrenze
nicht mehr aufnehmen ; das eben verfaßte Dankschreiben des Dekans für seine Leistung als
akademischer Lehrer hat ihn nicht mehr erreicht und konnte nur der Witwe zugestellt werden.
222 Unveröffentlicht ; aufbewahrt im AUW, Nekrologsammlung. Dr. Kurt Mühlberger danke ich für die Erlaub-
nis zur Veröffentlichung.
223 Als er sich 1901 taufen ließ (siehe oben), stand er allerdings bereits im 29. Lebensjahr.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 2
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 678
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien