Page - 216 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
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216 Ulfried Burz
1898 eine Seminararbeit über die sprachlichen Verhältnisse Kärntens und zwei Jahre später
eine geographische Darstellung des Klagenfurter Beckens als Hausarbeit für die Lehramts-
prüfung gab. So bestimmte Richter meine wissenschaftliche Laufbahn. Wissenschaftliche
Exkursionen unter Führung Richters ins Enns- und Murtal, zum Großglockner, nach Ve-
nedig und Triest erweiterten meinen Horizont.“63
Im 1949 veröffentlichten Lebenslauf endet die Darstellung der Studienzeit mit dem
Hinweis auf Wuttes Mitgliedschaft im akademischen Historikerklub. Dort hatte er Hans
Pirchegger, den „bekannten steirischen Historiker, einen gleichgesinnten Kameraden, mit
dem mich gleichartige Lebensschicksale in treuer Freundschaft verbanden“, kennengelernt.
Im Lebenslauf von 1988 schließt das Studentenzeitkapitel mit dem Hinweis : „In dieser
Zeit nahm ich auch schon am völkischen Schutzverein ‚Südmark‘ tätigen Anteil.“64 Dieser
Satz ist aber für eine nachvollziehbare Interpretation der weiteren Selbstdarstellung Wuttes
unabdingbar : „In den Jahren 1901 bis 1903 war ich Supplent an der Oberrealschule in
der Keplerstraße in Graz, im Schuljahr 1903/04 Professor für Geschichte, Geographie und
Deutsch in der Lehrerbildungsanstalt in Marburg. Meine Ernennung an diese Anstalt
wurde in der deutsch geschriebenen, aber im slowenischen Sinn gehaltenen Marburger
Zeitung ‚Draupost‘ mit den Worten begrüßt : ‚Auch einer, der nicht hingehört !‘ Ich hatte
als einziger Deutscher im Lehrkörper einen schweren Stand, da ich versuchte, die deut-
schen Zöglinge gegen die parteiische Behandlung, der sie seitens einzelner Professoren
ausgesetzt waren, in Schutz zu nehmen.“65
Neumann hat zwar 1985 in der Einleitung zur Neuauflage des Buches „Kärntens Frei-
heitskampf“ auf Wuttes Marburger Erfahrung66 hingewiesen. Eine Ursachenforschung
war ihm aber kein Anliegen. Die unmittelbar an das „Marburger Zitat“ anschließenden
Sätze könnten aufgrund des fehlenden Absatzes67 zur Schlussfolgerung führen, dass zwi-
schen dem Draupost-Artikel und der Lehrtätigkeit Wuttes ein unmittelbarer Zusammen-
hang besteht. Das entbehrt aber aufgrund des Zeitrasters jeder Logik. Vermutlich war
man in Marburg von Wuttes „tätigen Anteil“ zugunsten des „völkischen Schutzverein[es]
‚Südmark‘“ schon vor dessen Lehrtätigkeit in der Draustadt unterrichtet. Eine endgültige
Antwort bleibt einer künftigen Forschung vorbehalten ; zu ersten neuen Details rund um
Wuttes „Schutzarbeit“ in deutschnationalen Vereinen siehe unten.
63 Wutte, Lebenslauf 1949 (wie Anm. 36) 5.
64 Wutte, Lebenslauf 1988 (wie Anm. 38) 13. Im handschriftlichen Autograf (Kopie) wird die Südmark nicht
unter Anführungszeichen genannt.
65 Wutte, Lebenslauf 1949 (wie Anm. 36) 5 ; ders., Lebenslauf 1988 (wie Anm. 38) 14. Hervorhebungen
nach Vorlage.
66 Neumann, Einleitung (wie Anm. 2) XV.
67 In der handschriftlich verfassten Autobiografie (Kopie) ist ebenfalls kein Absatz eingefügt. NLW, Schachtel 1,6
(Mein Lebenslauf) 5.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 2
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 678
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien