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240 Ulfried Burz
V. Wutte im nationalsozialistischen Grossdeutschland
Das Autograf Wuttes, in der 1949 veröffentlichten Version, endet mit Bemerkungen über
Gesundheitsprobleme, die den Eintritt in den Ruhestand notwendig machten, und einem
kurzen Rückblick auf sein bisheriges Leben : „Im Jahre 1939153 mußte ich infolge eines
Herzleidens in den Ruhestand treten. Mein Leben naht dem Ende. Es hat mir viel stille
und beglückende Arbeit gebracht. Ich strebte nach Wahrheit, suchte, meiner Heimat zu
nützen, und fand, daß Wahrheit die beste Stütze im Kampfe um die Heimat ist.“154
Die Schlussbemerkungen können zur Annahme verleiten, dass Wutte in seinen letz-
ten Lebensjahren nur mehr passiv am Geschehen einer von einschneidenden Ereignissen
ausgefüllten Zeit teilgenommen hat. Für an historisch-politischen Themata Interessierte
war Wutte aber weit über das Jahr 1939 hinaus auf mehreren Ebenen physisch und durch
seine Veröffentlichungen in der Carinthia I 155 und anderen Kärntner Printmedien156 ge-
genwärtig. Des Weiteren war er für Zeitgenossen durch seine Tätigkeit als Mitarbeiter der
153 Ein erster Hinweis – nach der NS-Zeit – auf Wuttes Eintritt in den Ruhestand, der „krankheitshalber 1938“
erfolgt sein soll, stammt von Hermann Wiessner, Das Kärntner Landesarchiv in den Jahren 1938 bis 1945,
in : MÖSTA 1 (1948) 475−482, hier 481. Wiessner studierte in den 1920er Jahren Geschichte und fun-
gierte in der Zeit des Ständestaates als Bezirksschulinspektor. Nach 1938 wurde er Direktor „einer jüdischen
Sammelschule“. Angaben nach Wilhelm Wadl, Das Kärntner Landesarchiv (Reichsgauarchiv Kärnten) in
der NS-Zeit, in : Österreichs Archive unter dem Hakenkreuz (MÖSTA 54, 2010) 563−586, hier 568. Für
einen Sonderdruck sei dem Autor herzlichst gedankt. Neumann führte in seiner Einleitung zu Kärntens
Freiheitskampf (1985) (wie Anm. 2) XVII aus, dass Wutte 1939 „wegen seines ihn zeitlebens begleitenden
Herzleidens vorzeitig in den Ruhestand“ getreten ist. Wadl, Landesarchiv 566, präzisierte : „im Mai 1939“.
154 Wutte, Lebenslauf 1949 (wie Anm. 36) 7. Zum Vergleich eine Sentenz − sie wird Mark Twain zugeordnet
−, in der der Wahrheitsbegriff breiter definiert und Grundbeschaffenheiten des „homo sapiens“ wohl treffend
charakterisiert werden : „Noch niemals sah ich einen Menschen, der wirklich die Wahrheit sucht. Jeder, der
sich auf den Weg gemacht hatte, fand früher oder später, was ihm Wohlbefinden gewährte. Und dann gab er
die weitere Suche auf.“
155 Die Zeitschrift konnte 1944 und 1945 „kriegsbedingt“ nicht mehr erscheinen, denn der Geschichtsverein
erhielt – im Gegensatz zum 1942 begründeten „Institut für Kärntner Landesforschung − keine Papierzutei-
lungen“ mehr. Wadl, Landesarchiv (wie Anm. 153) 581. Ergänzend ist anzufügen, dass die Schriftleitung der
Carinthia I 1942 dieses Problem dank mehrerer Subventionsgeber lösen konnte : „In ganz besonderem Maße
haben die Herausgabe unserer Veröffentlichungen des Jahres 1942 ermöglicht und unterstützt : die Alpenlän-
dische Forschungsgemeinschaft in Innsbruck (Univ.-Prof. Dr. Raimund von Klebelsberg, Innsbruck), die
Gaupropagandaleitung der NSDAP in Kärnten und das Museum des Reichsgaues Kärnten (Museumsdirektor
Dr. phil. habil. Walter Frodl) ; hiefür sei ihnen auf das herzlichste gedankt.“ Anonymes Zitat in : Carinthia I,
132 (1942) 2. Hervorhebung nach Vorlage. Zur letzten, in der Kriegszeit veröffentlichten Carinthia I (1943)
vgl. ebd. 1 die Vorbemerkung.
156 Im Schriftenverzeichnis bei Tosoni, Wutte (wie Anm. 33) 153–155, sind mehr als zwei Dutzend Publi-
kationen aus den Jahren 1939–1944 angeführt, darunter einige umfangreichere Aufsätze. Selbst wenn für
den überwiegenden Teil dieser Schriften Sammlungs- und Recherchetätigkeiten vor 1939 zu berücksichtigen
sind, ist Wutte bemerkenswert produktiv geblieben.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 2
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 678
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien