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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
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260 Ulfried Burz zudem verknüpfte er Vergangenes mit Gegenwärtigem243. Seine Ausführungen sind im Lichte der Wirkungsgeschichte, die per se eine „reale“ Dimension schafft, zu interpretie- ren. Und die Wirkungsgeschichte ist bekanntlich seit jeher ein gewichtiger Sauerteig bei Mythenbildungen und hat im Kalkül, nicht nur von Politikern, keine geringe Funktion. Es bleibt eine offene Frage, ob sich Wuttes Fernsicht in den Süden von 1943244 nach dem Mai 1945, nach der Kenntnisnahme der historisch-politischen Verlassenschaft des NS- Regimes, nicht neuerlich revidiert hätte. 1943 blickte er hoffnungsfroh in die Zukunft : „Die neuen Bahnen legten den Verkehr über die Kärntner Gebirgspässe lahm. Erst das Auto eröffnet dem Paßverkehr eine neue Zukunft. Die moderne Technik wird endlich auch den – sechsten ! – Plan des Loibltunnels, der bereits weit vorgetrieben ist, verwirkli- chen, nicht nur, um die kürzeste Verbindung zwischen Klagenfurt mit Krain herzustellen, sondern auch, um den Handel mit den nördlichen Adriahäfen zu erleichtern. Auch dazu gab ein politisches Ereignis den Anlaß : die Angliederung Oberkrains an Kärnten. Für die Zukunft aber eröffnet der neue Tunnel den kürzesten Weg Kärntens zur Adria und die besten Aussichten auf eine neue Blütezeit des Handels und Verkehrs zwischen Kärnten und dem Meere.“245 Weniger offen scheint die Frage, ob Wuttes Schriften zur „nationalen Frage“ einen fruchtbaren Boden abgegeben haben, auf dem das NS-System problemlos seine Ideologie ausbauen konnte. Das Wutte anzulasten, wäre unhistorisch, wie auch die Vorstellung, dass jenes nationalpolitische Gedankengut, das der Nationalsozialismus in radikalster Form aufbereitet hatte und umzusetzen wusste, binnen weniger Jahre entstanden wäre. Das Tes- tament Wuttes dokumentiert jedenfalls einen nachdenklichen, leiderfüllten Gelehrten : Und nun bin ich bereit. Schwer wird mir das Scheiden von der Heimat und den Meinen, des großen Werkes, in : Kärntner Zeitung, 09.10.1944, Nr. 279 3 : „Wie ein Dank des Gefeierten für alle ver- dienten Würdigungen mutet es an, daß er [= Wutte, Anm. Burz] sein 1922 erschienenes Werk ‚Kärntens Frei- heitskampf‘ nun in zweiter ‚umgearbeiteter und vermehrter‘ Auflage herausgab. […] Eben jene Deutschen haben, wie Wutte hervorhebt – auch dank der klugen Politik ihrer Führer – als Wächter an Deutschlands südlichster Grenze ihr Volkstum in diesem Grenzstreifen des deutschen Volks- Sprach- und Kulturbodens und die Wahrung der Einheit schon damals gesichert und ‚so die Voraussetzungen für die großen Ereignisse der Jahre 1918 bis 1920 und 1938‘ geschaffen.“ Anm. Burz : In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass die Zweitauflage von Kärntens Freiheitskampf in der Carinthia I nie einer Buchbesprechung unterzogen wurde. Zur Erstauflage vgl. die Rezension von August Jaksch, Dr. Martin Wutte, Kärntens Freiheitskampf, in : Carinthia I, 113 (1923) 72−75. 243 Gotbert Moro, Martin Wutte : „Kärntens Freiheitskampf“, in : Kärntner Zeitung, 10.10.1944, Nr. 280 2 : „Mehr denn je wird jeden Deutschen in der Gegenwart dieses Buch wie eine Lehre berühren. Denn Kärnten hat zu jener Zeit, wie unsere Nation in der Gegenwart, einen Kampf um Sein oder Nichtsein geführt und es hat ihn, da es ‚seine Rettung in eigener Tat suchte‘, mit Erfolg bestanden.“ 244 Vgl. die Perspektiven in den Jahren 1906 und 1910, Anm. 112 und 113, in der vorliegenden Studie. 245 Martin Wutte, Kärntens Wege zum Meer in alter und neuer Zeit, in : Carinthia I, 133 (1943) 97–105, hier 105.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Österreichische Historiker
Subtitle
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Volume
2
Author
Karel Hruza
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
678
Keywords
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Category
Biographien
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