Page - 267 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
Image of the Page - 267 -
Text of the Page - 267 -
Heinrich (Ritter von) Srbik (1878–1951) 267
Titel als Namensbestandteil fest17, und eine erwogene Namensänderung in Serbik stellte
er wegen der Gefahr eines Verlusts dieses Prädikats zurück18.
Nach einem Besuch des Gymnasiums der Theresianischen Akademie als Externist in
Wien19, wo er unter anderem auch Geschichtsunterricht des Ranke-Biografen und Spezi-
alisten für die Ära Metternich Eugen Guglia (1857–1919)20 genoss21, studierte Srbik ab
dem Wintersemester 1897/98 Geschichte und Germanistik an der Universität Wien22.
„Die durch die Badeniwirren ausgelöste nationale Erregung unter den Deutschen der
Monarchie erfaßte auch ihn23. Im Herbst 1898, zu Beginn seines dritten Semesters, trat er
als Fuchs in den wehrhaften Verein Deutscher Studenten ‚Gothia‘, eine Verbindung, die
auf dem Boden unbedingter Satisfaktion stand, den Säbel als Waffe führte und Schläger
und Bestimmungsmensur ablehnte. Er trat damit in einen Kreis strengster deutschnatio-
naler Gesinnung. Das bestimmende Idol der ‚Gothia‘ war Georg Ritter von Schönerer“24,
dessen Lehre in einer Formulierung von Srbiks späterem Freund Wilhelm Schüssler be-
sagte, dass „es fünf erklärte Feinde des deutschen Volkes gebe : das Haus Habsburg, das
17 Nach Derndarsky, Österreich (Bibl.) 2–4 zeigt dies, „wie konservativ und im Grunde auch antiegalitär
Srbik eingestellt war“ ; tatsächlich beweist dieses Verhalten nicht mehr und nicht weniger, als dass Srbik an ei-
genen Privilegien festhalten wollte ; zur Familie siehe auch Art. „§ Srbik“ in : Wiener Genealogisches Taschen-
buch [1] (1926) 362f.; Hans Heinrich Rr v. Srbik, Srbik, in : Genealogisches Handbuch des Adels : Adelige
Häuser B 9 (Limburg an der Lahn 1970) 356–358.
18 Srbik an Emil von Ottenthal am 25.02.1919, in : Srbik, Korrespondenz (Bibl.) Nr. 71 ; Derndarsky, Ös-
terreich (Bibl.) 4–11 ; vgl. auch das Antwortschreiben Ottenthals vom 04.03.1919, in : Srbik 119f. Nr. 72, der
unter der Bedingung der Beibehaltung des Adelsprädikats die Namensänderung ausdrücklich empfahl, und
Srbik 139 Nr. 83, woraus hervorgeht, wie wichtig der Adelstitel für ihn war.
19 Derndarsky, Österreich (Bibl.) 11 Anm. 20, 17.
20 ÖBL 2 (1959) 105f.
21 Derndarsky, Österreich (Bibl.) 18f.; Fellner, Srbik (2002) (Bibl.) 331 ; Sweet, Writing (Bibl.) 38f.
22 Ernst Kirchshofer, Geschichte des philologisch-historischen Seminars an der Universität Wien 1849–1900
(unpubl. Diss. Wien 1948) 49–51 führt Srbik nur im WS 1898/99 und SS 1899 in seinem Mitgliederver-
zeichnis des Seminars ; Mitgliederverzeichnis des Historischen Seminars der Universität Wien 1872–1928, hg.
v. Oswald Redlich (Wien 1928) 13.
23 Der in Galizien geborene Ministerpräsident des österreichischen Teils der k. u. k. Monarchie Kasimir Felix
Graf (Kazimierz Feliks Hrabia) Badeni erließ am 05.04.1897 eine Sprachenverordnung, die ab 1901 zu einer
völligen Gleichstellung von Deutsch und Tschechisch in allen Teilen Böhmens und Mährens geführt hätte ;
dies resultierte in zahlreichen „deutschnational orientierten Demonstrationen“, an denen laut Derndarsky,
Historie (Bibl.) 154 auch Srbik teilnahm. 1947 erklärte Srbik laut Andreas Posch diesem gegenüber allerdings,
dass er die „Badeni-Tage“ nur „als Augenzeuge, nicht als Teilnehmer“ erlebt habe (Posch, Srbik [Bibl.] 189).
24 Borodajkewycz, Srbik (1978) (Bibl.) 5. Zu Schönerer vgl. zuletzt ausführlich Friedel Moll, Michael
Wladika, Georg von Schönerer (1842–1921). Ein alldeutscher Politiker aus dem Waldviertel, in : Wald-
viertler Biographien 3, hg. v. Harald Hitz u.a. (Horn/Waidhofen an der Thaya 2010) 121–150 ; Andrew
G. Whiteside, Georg Ritter von Schönerer. Alldeutschland und sein Prophet (Graz/Wien/Köln 1981) ;
Michael Wladika, Hitlers Vätergeneration. Die Ursprünge des Nationalsozialismus in der k.u.k. Monarchie
(Wien/Köln/Weimar 2005).
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 2
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 678
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien