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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
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Page - 268 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2

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268 Martina Pesditschek deutschfeindlich sei, die katholische Kirche, deren Priester nur in den slawischen Gebie- ten für ihr Volkstum einträten, das Christentum, das die Kampfeslust lähme, natürlich die Juden, die in Wien massenhaft einströmten, und nicht zuletzt die Slawen, die als Tod- feinde schlechthin vernichtet werden müßten“25. Die Nationalsozialisten betrachteten Schönerer später als Praecursor Ducis, sodass man die „Gothia“, die 1907 den Status einer Burschenschaft erhielt, berechtigterweise als eine protonazistische Gesinnungsgemein- schaft ansprechen kann26. Srbik „bekleidete bereits im Sommersemester 1900 das Amt des Sprechers. 1903 wurde er zum Alten Herren ernannt und nahm in den folgenden Jahren stets regen Anteil an den Geschäften des Bundes27. Es gab kaum eine größere Veranstal- tung[,] bei der er fehlte. […] als die Bundesbrüder sich nach dem Kriege wieder sammel- ten, schrieb er noch kurze Zeit vor seinem Ableben ‚… und ich werde der Gothia in dem kargen Rest meines Lebens ein liebevolles und treues Andenken bewahren‘.“28 Die grundsätz- liche Akzeptanz der Schönerer’schen Prämissen musste bei Srbik nun freilich ein starkes Minderwertigkeitsgefühl auslösen, war sich Srbik doch des Umstandes bewusst, dass sein 25 Wilhelm Schüssler, Preußen und Österreich in der deutschen Geschichte (Historisch-politische Hefte der Ranke-Gesellschaft 12/13, Göttingen 1963) 54. 26 Vgl. etwa die Vorlesung des späteren Srbik-Freundes Wilhelm Bauer, Georg Ritter von Schönerer (Schriften zu den Klagenfurter Hochschulwochen 1941, hg. Das Deutsche Volksbildungswerk, NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“, Gau Kärnten, Klagenfurt 1941), die mit folgendem Satz schließt : „Niemand wird ihm aber den Ruhm streitig machen können, wichtigster Wegbereiter geworden zu sein für den Größeren, der nach ihm kam. Und der kam ebenfalls aus der Ostmark“ (Bauer 24). Srbik hat Schönerer später selbst einen Aufsatz in einer NS-Illustrierten gewidmet : Heinrich Ritter von Srbik, Die äußere Politik Österreich-Ungarns zur Zeit Georg Ritter von Schönerers, in : Die Pause 7, Heft 7 (1942) 5–9, [29]. Dieser fiel nicht völlig unkritisch aus, aber da ein Praecursor Ducis gegenüber dem Dux selbst ohnedies gewisse Defizite aufzuweisen hat, muss diese Reserviertheit Srbiks gar nicht als Ausdruck einer Opposition gegenüber dem Regime gewertet werden. Im Zusammenhang mit diesem Aufsatz kam es bei Srbik wieder einmal „zu persönlichen Differenzen“, diesmal „mit einem Bundesbruder“ von der nunmehrigen „Kameradschaft“ Gothia, die ihn schlussendlich zum Aus- tritt aus dieser bewogen, siehe Wrabetz, Srbik (Bibl.) 29 ; vgl. auch Borodajkewycz, Srbik (1978) (Bibl.) 11 ; Srbik, Korrespondenz (Bibl.) Nr. 350 (14.11.1942). 27 1911/12 fungierte er als dessen Obmann, vgl. Horst Grimm, Leo Besser-Walzel, Die Corporationen. Handbuch zu Geschichte, Daten, Fakten, Personen (Frankfurt/M. 1986) 370 ; Derndarsky, Österreich (Bibl.) 25–27, 174f., 257 ; Harald Lönnecker, „Das Thema war und blieb ohne Parallel-Erscheinung in der deutschen Geschichtsforschung“. Die Burschenschaftliche Historische Kommission (BHK) und die Gesell- schaft für burschenschaftliche Geschichtsforschung e. V. (GfbG) (1898/1909–2009). Eine Personen-, Institu- tions- und Wissenschaftsgeschichte (Darstellungen und Quellen zur Geschichte der deutschen Einheitsbewe- gung im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert 18, Heidelberg 2009) 55 ; vgl. auch Borodajkewycz, Srbik (1978) (Bibl.) 5f.; Pasteiner, Geschichtsauffassung (Bibl.) 62f., 65, 71f., 65, 261f. 28 Wrabetz, Srbik (Bibl.) 29. 1947 äußerte Srbik sich gegenüber dem katholischen Priester und Theologen Andreas Posch angeblich allerdings ganz anders : „Die Schönerer-Richtung schien mir schon damals [d.h. 1897] grundverfehlt wie auch später stets. Es war engstirnige Bierbankpolitik der Rauschebärte“ ; Posch, Srbik (Bibl.) 189.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Österreichische Historiker
Subtitle
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Volume
2
Author
Karel Hruza
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
678
Keywords
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Category
Biographien
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