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7Einführung
nisten des Opernbetriebs ein recht fragmentiertes Bild. Eindeutig private Inhalte und
Perspektiven, wie sie in der Pirker-Korrespondenz zu ¿nden sind, lassen sich meist nicht
nachweisen.
1.2. Die drei Hauptschreiber und ihr Briefstil
Die Korrespondenz der Pirkers umfasst sowohl formellere Schreiben als auch Briefe
privater Natur. Beiden Kategorien gemeinsam ist, dass sie beruÀiche und private In-
halte unterschiedlich gewichtet miteinander verbinden. Die Schreiben Franz Pirkers an
Mingotti betreffen z. B. Vertragsverhandlungen und haben deshalb einen eher of¿ziel-
len Charakter, während sein Schriftwechsel mit Giuseppe Jozzi im Tonfall rein privater
Natur ist, obwohl es dabei auch um beruÀiche Angelegenheiten geht. Briefe des Kauf-
manns Nathanael Voogd sind hingegen als formelle Geschäftskorrespondenz insofern
privater Natur, als sie den Warenhandel der Pirkers zum Thema haben. Wenig über-
raschend ist ferner, dass sich das Ehepaar untereinander anders austauscht, als dies mit
Dritten geschieht. Beide beherrschen das Italienische, jedoch unterschiedlich gut. Franz
weiß sich in dieser Sprache gut auszudrücken, wenngleich nicht auf dem Niveau eines
Muttersprachlers. Seine Wortwahl und insbesondere die Wahl mancher Redewendungen
ist häu¿g durch den venezianischen Dialekt geprägt, ein Indiz dafür, dass der Aufenthalt
in Venedig und Oberitalien in den Jahren 1743 bis 1746 sowie vielleicht auch der Um-
gang mit dem Venezianer Pietro Mingotti den Künstler entscheidend beeinÀusst hat. Seine
Sprachgewandtheit, zu der fundierte Kenntnisse des Lateinischen und eine gute schrift-
liche Ausdrucksfähigkeit im Deutschen gehören (die sich bei ihm auf höherem Niveau
bewegte als bei seiner Frau), fußt auf einer gründlichen Ausbildung in jungen Jahren in
Salzburg.33 Kenntnisse der großen Werke der klassischen antiken Literatur, die er in seinen
Briefen gelegentlich durch im Wortlaut nicht ganz korrekte Zitate unter Beweis stellte,34
und eine gute Beherrschung der Schriftsprache bildeten zudem die Voraussetzung für
seine Betätigung als Arrangeur und Übersetzer von Libretti.35 Die Sprachbeherrschung
33 In den Jahren 1717 und 1718 war Franz Pirker, wie Mirijam Beier herausgefunden hat, an der
Salzburger Universität immatrikuliert siehe dazu ihre in Vorbereitung be¿ndliche Dissertation,
Mehr als nur die Nachtigall vom Hohenasperg: Die Karriere der Sängerin Marianne Pirker (ca.
1717–1782), Universität Salzburg.
34 Siehe z. B. den Brief vom 10. Juni 1749 (156).
35 Wenn auch nicht alle italienischen Librettisten des 18. Jahrhunderts eine so fundierte und diffe-
renzierte humanistisch-literarische Ausbildung wie Pietro Metastasio genossen haben, so gehörte
doch der Besuch einer Lateinschule und ein der Schriftlichkeit af¿ner Beruf, wie der eines Juris-
ten oder Rechtsanwalts, zu den Grundvoraussetzungen für die Ausübung des Librettisten-Hand-
werks. Franz Pirkers Tätigkeit als Arrangeur und Übersetzer erforderte wahrscheinlich ähnliche,
wenn auch nicht so umfangreiche Kenntnisse. Siehe dazu auch Della Seta, Fabrizio: Il librettista,
in: Lorenzo Bianconi/Giorgio Pestelli (Hg.), Storia dell’opera italiana, Bd. 4, Turin 1987, S. 231–
292: 244 –258.
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Die Operisti als kulturelles Netzwerk
Der Briefwechsel von Franz und Marianne Pirker, Volume 1 & 2
- Title
- Die Operisti als kulturelles Netzwerk
- Subtitle
- Der Briefwechsel von Franz und Marianne Pirker
- Volume
- 1 & 2
- Editor
- Daniel Brandenburg
- Publisher
- Österreichischen Akademie der Wissenschaften
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8898-8
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 1048
- Category
- Kunst und Kultur