Page - 85 - in Die Operisti als kulturelles Netzwerk - Der Briefwechsel von Franz und Marianne Pirker, Volume 1 & 2
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90 nemlich>en@ ist>,@ und zahle solch>en@ um 9: Schill>ing@>.@ Kanstu aber d>en@ ge-
stikt>en@ sack nicht verkauf>en@>,@ so laße es seyn, obwohln mir solches höchst
nöthig und ich kein>en@ solch>en@ mehr ¿nden werde. D>en@ blau gestrift>en@
irrländer zeug schicke mir gleich mit d>em@ erst>en@ Coffre, obwohln ich hofe>,@
daß du selbst mitkomm>en@ wirst solte es aber nicht möglich seyn so schicke
wenigstens gleich d>en@ Coffre dann es geht mir alles ab, und du weist daß ich
kein Kleyd habe und mögte wei>nen@>,@ daß ich das neue so ruinir>en@ muß>,@ wel-
ches die general approbazion hat. item habe ich nichts im hauß anzuzieh>en@>.@
ingleich>en@ wann ich in 4: oder 5: woch>en@ soll weis mach>en@, wo nehme ich
de>n@ stikrok und mieder her? Du weist daß ich in dieß>em@ sehr delicat bin, laße
mich alßo nicht stek>en@, dann weil mann d>em@ hauß Herr hat cauzion geb>en@
müßen, so kan er die sach>en@ nicht mehr aufhalt>en@. vergieß aber nicht d>en@ coff-
re assicurir>en@ zu lassen nicht weg>en@ den feind, sondern auch weg>en@ tempesta.
Bringe etliche reißblei von accayo, ingleich>en@ ei>n@ige schöne tirebouchon.
Signor Mingotti: e tutta la compagnia vi riverisce>,@ ich aber küße dich tausend
mal. Die Kinder zu stuttgard sind wohl auf. Der papa hat uns heimlicher weiß
geschrieb>en@, dann die mama macht schon wieder calender warum ich nach so
reich>em@ bene¿zio nichts erspahrt, vermuthlich glaubt sie habe alles an Kleyder
gewendet. Meine Empfehlung an alle gute freunde>,@ ich kan heute an niemand
anders schreib>en@, vor lauter visit>en@, addieu habe mich lieb, und komm bald: ich
küße dich tausendmal und ersterbe lieber pirker deine getreue Mariannel.
VORLAGE: HStAS, Signatur A 202 Bü 2840, 1 Doppelblatt, 4 beschriebene Sei-
ten Beschädigung durch Siegelöffnung und an den Faltkanten auf S. 3/4.
THEMENKOMMENTAR:
Als beruÀiche Belange werden in dem vorliegenden Schreiben hauptsächlich
Marianne Pirkers bevorstehende Auftritte, Konkurrenzsituationen mit Kollegin-
nen, die Beschaffung von Musicalia, neue Möglichkeiten des Engagements in
Dresden sowie in Zusammenhang mit der Bayreuther Fürstenhochzeit von 1748
behandelt. Deutlich wird, dass neben Empfehlungen von Kollegen (Dresden und
Bayreuth) vor allem das Wohlwollen von Diplomaten und sonstigen Würden-
trägern (James Cope , Schack Carl von Rantzau ) beruÀiches Weiterkommen
sicherte. Außerdem nimmt in diesem Brief das Thema der Schulden der Pirkers
breiten Raum ein. Bemerkenswert ist, dass Pietro Mingotti trotz seiner berufs-
typischen ¿nanziellen Risiken sich nicht allein auf Vorschüsse auf die Gage be-
schränkte, sondern bei Bedarf auch als Kreditgeber fungierte. Im vorliegenden
Fall scheiterte Mariannes Ansinnen daran, dass die erste Opernvorstellung noch
nicht stattgefunden hatte, was an den Finanzierungszyklen des Opernbetriebs lag:
Da es in der Regel keine ¿nanziellen Rücklagen gab, wurden Zahlungen nur in
dem Maße vorgenommen, wie GeldÀuss vorhanden war.
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Die Operisti als kulturelles Netzwerk
Der Briefwechsel von Franz und Marianne Pirker, Volume 1 & 2
- Title
- Die Operisti als kulturelles Netzwerk
- Subtitle
- Der Briefwechsel von Franz und Marianne Pirker
- Volume
- 1 & 2
- Editor
- Daniel Brandenburg
- Publisher
- Österreichischen Akademie der Wissenschaften
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8898-8
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 1048
- Category
- Kunst und Kultur