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Opfernarrative in transnationalen Kontexten
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Gudrun Heidemann Eingeblendete NS-Opfernarrative: Generationsübergreifende Latenz-Effekte in Literatur (Rymkiewicz, Wodin) und Comic (Hoven) Opfernarrative stehen zunehmend unter Verdacht. Im besonderen Maße betrifft dies die von Norman G. Finkelstein mit seiner 2000 erschienenen Publikation sogenannte Holocaust Industry (2000 und 2001), die diesem Autor zufolge das jüdische Leiden – gelenkt von Verschwörungen in den USA  – ausbeutet. Peter Novick, dessen The Holocaust in American Life (1999 und 2001) Finkelstein ins- piriert hatte, führte die verkitschte Sakralisierung des Holocaust als einzigartiges Ereignis in die Opferdebatte ein. Beide Streitschriften wenden sich an ein ameri- kanisches Publikum, weshalb ihre deutschen Übersetzungen mit einem Vor- bzw. Nachwort der Autoren versehen sind, die auch deutlich machen, dass sich die Thesen nicht ohne Weiteres auf deutschsprachige Diskurse übertragen lassen. Zeitgleich machten Aleida Assmann und Ute Frevert in Geschichtsvergessenheit – Geschichtsversessenheit: Vom Umgang mit deutschen Vergangenheiten nach 1945 (1999) auf die Inflation von Erinnerungsdebatten aufmerksam. Ihr voraus gingen im Nachkriegsdeutschland laut Assmann (2007) Etappen wie die anfängliche Erinnerungsabwehr zwecks Amnes(t)ierung der Täter*innen, die folgende Kritik an den blinden Flecken in der Vergangenheitsbewältigung und anschließende Erinnerungspolitik, die den Holocaust allgegenwärtig machte. Die hierbei ins Spiel gebrachten Vermarktungsstrategien liegen unter anderem in dem Dilemma begründet, dass gerade die Kulturindustrie die Erinnerung verbreitet, die hier- durch aber verstellt oder gar verzerrt wird (Werz 2014). Angesichts der Fülle unterschiedlichster Narrationen, Erinnerungsorte und Gedächtnisveranstaltungen gerieten zwischenzeitlich die Opfer nicht nur unter Ver- dacht, sondern in Konkurrenz (Chaumont 2001; Franzen und Schulze Wessel 2012) um Anerkennung – selbst mit der Täterschaft – und mitunter in eine zukunftsläh- mende und kritikimmune Opferfalle (2015), wie der übersetzte Titel der Monografie des italienischen Literatur wissen schaft lers Daniele Giglioli lautet.1 Wie prekär der Opferstatus und -diskurs gerade im vom National sozialismus bis heute traumatisierten Deutschland ist, verarbeitete die Regisseurin Frauke 1  Die italienische Originalausgabe erschien unter dem Titel Critica della vittima: Un esperimento con l’etica bei Nottetempo. Open Access. © 2020 Gudrun Heidemann, publiziert von De Gruyter. Dieses  Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution 4.0 Lizenz. https://doi.org/10.1515/9783110693461-002
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Opfernarrative in transnationalen Kontexten
Title
Opfernarrative in transnationalen Kontexten
Editor
Eva Binder
Christof Diem
Miriam Finkelstein
Sieglinde Klettenhammer
Birgit Mertz-Baumgartner
Marijana Milošević
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-069346-1
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
350
Keywords
Opfernarrative, zeitgenössische Literatur, transnationale Erinnerung, Transnationalität
Category
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