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Opfer ausstellenâ â
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deutung einer Universalisierung des Holocaust werden hier das Museum des Slo-
wakischen Nationalaufstands und das Haus des Terrors in Budapest vorgestellt.
1.1 Privatfotografien im Museum des Slowakischen
Nationalaufstands
Bei einigen der rund um die EU-Osterweiterung eröffneten Ausstellungen in
postsozialistischen Gedenkmuseen fĂ€llt die starke Rolle auf, die die âAnrufungâ
Europas und die Argumentation mit âeuropĂ€ischen Standardsâ spielen. Ein auĂer-
halb der Slowakei kaum bekanntes Beispiel ist das 1969 eröffnete Museum des
Slowakischen Nationalaufstandes in BanskĂĄ Bystrica, dem Zentrum des Auf-
stands von 1944 gegen das âDritte Reichâ und das von Jozef Tiso angefĂŒhrte slo-
wakische Kollaborationsregime. Der Museumsdirektor meinte zur 2004 eröffne-
ten stÀndigen Ausstellung mit dem Titel Slovak National Uprising: A Part of the
Antifascist Resistance in Europe, man mĂŒsse die InteressenssphĂ€re des Museums
erweitern, âum in der Lage zu sein, europĂ€ischen Standards zu entsprechenâ
(Stanislav 2001, 95).3 Der Aufstand wurde eingebettet in die Geschichte Europas
seit 1918 â unter starker Betonung seiner Rolle im europĂ€ischen Widerstand und
der internationalen Teilnehmer*innen des Aufstandes. Erstmals seit 1969 enthÀlt
die stĂ€ndige Ausstellung aus 2004 einen umfassenden Teil ĂŒber den Holocaust in
Europa und der Slowakei.
WĂ€hrend im Museum insgesamt das Heldennarrativ ĂŒberwiegt und Waffen,
Uniformen und Orden die Ausstellung dominieren, finden sich GegenstÀnde
von Opfern fast ausschlieĂlich in den zwei kurzen Abschnitten ĂŒber den Holo-
caust und die Konzentrationslager. Die Ăsthetik der hellen und von Vitrinen
voller 3D-Objekte geprÀgten Ausstellung wird dort durchbrochen: Die Stele mit
PortrĂ€ts privater Provenienz von Holocaust-Opfern aus ihrem Leben âdavorâ erin-
nert stark an den Tower of Faces im USHMM (RadoniÄ 2017, 4). Die PortrĂ€ts sind
zwar ehemalige Ausweisfotos und tragen daher in der linken unteren Ecke alle
einen Stempel, doch unterscheiden sie sich stark in GröĂe, Ausschnitt und Pose.
Manche sind professionelle Aufnahmen, andere offensichtliche Ausschnitte aus
Alltagsszenen vor HĂ€userwĂ€nden, BĂ€umen oder BĂŒcherregalen, im Winterman-
tel mit Hut oder im schönen Kleid, breit lÀchelnd oder ernst. Unter jedem Foto
steht im Ausweis handschriftlich vermerkt der Name der Person. Inmitten der
Fotos findet sich ein Zitat von Elie Wiesel â âForgetting them means letting them
die againâ â wodurch die Individualisierung der Opfer, um die Erinnerung an
3â Sofern nicht anders vermerkt, stammen die Ăbersetzungen von der Verfasserin â L. R.
Opfernarrative in transnationalen Kontexten
- Title
- Opfernarrative in transnationalen Kontexten
- Editor
- Eva Binder
- Christof Diem
- Miriam Finkelstein
- Sieglinde Klettenhammer
- Birgit Mertz-Baumgartner
- Marijana MiloĆĄeviÄ
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-069346-1
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 350
- Keywords
- Opfernarrative, zeitgenössische Literatur, transnationale Erinnerung, TransnationalitÀt
- Category
- LehrbĂŒcher