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Opfernarrative in transnationalen Kontexten
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Anerkennung als Opfer und Überwindung von Viktimisierungen:     101 Kontext wiederholt werden, wobei diese Wiederholungen „niemals mit dem identisch sind, was sie wieder holen, d.h. leiblich ins Gedächtnis zurückholen“ (Fischer-Lichte 2012, 13). Ergänzt werden diese dokumentarischen Textteile u.a. durch Videoaufzeichnungen von Interviews mit weiteren Personen, die einen Bezug zur Keupstraße aufweisen. In beiden Texten und ihren Inszenierungen werden also dokumentarische Verfahren herangezogen, um auf die Wirklichkeit zu verweisen. Nichtsdestotrotz ist dieser Bezug künstlerisch hergestellt und erzeugt bewusst unterschiedliche Wirkungen hinsichtlich der Repräsentation von Opfer-Angehörigen und Betrof- fenen der NSU-Verbrechen, wie in den folgenden Analysen gezeigt werden soll. 3 Bühnendarstellungen von Opfer-Angehörigen und Betroffenen in Urteile und Die Lücke 3.1 Urteile – Beitrag zu einer Anerkennung als Opfer Im Mittelpunkt von Urteile stehen die Erfahrungen von Familienmitgliedern, Arbeitskolleg*innen und Freund*innen von Habil Kılıç und Theodoros Boulgari- des, die 2001 und 2005 in München ermordet wurden. Sie sprechen über ihre Erin- nerungen an die beiden Ermordeten, erzählen, wie sie von den Morden erfahren und v.a. wie sie die darauffolgenden jahrelangen Verdächtigungen durch Polizei und Medien erlebt haben, wobei sie diese Erfahrungen als zwei aufeinander fol- gende Traumata bewerten (Önder 2014, 8). Aussagen, in denen Journalist*innen ihr eigenes problematisches Verhalten während der Mordermittlungen zu erklä- ren versuchen und dabei gegenüber den Angehörigen reproduzieren oder in denen Politiker*innen von Aufarbeitungsbemühungen berichten und die Erfah- rungen der Einzelnen so in einen größeren Kontext rücken, dienen der Beglaubi- gung und sichern die Sympathie der Rezipient*innen für die Angehörigen. Trotz des inhaltlichen Schwerpunkts scheint sich der Theatertext auf den ersten Blick nicht mit den Erwartungen, die man an das Sprechen von Opfern über ihre Gewalterfahrung womöglich hat, zu decken, da sich die Hinterbliebe- nen darin kaum zu ihren Gefühlen nach den Morden, beispielsweise ihrer Trauer, äußern. So berichtet etwa die Ehefrau eines der beiden Ermordeten, wie ihr am Flughafen die Nachricht vom Tod ihres Mannes überbracht wurde, und geht dabei nicht auf ihre eigene Reaktion ein:
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Opfernarrative in transnationalen Kontexten
Title
Opfernarrative in transnationalen Kontexten
Editor
Eva Binder
Christof Diem
Miriam Finkelstein
Sieglinde Klettenhammer
Birgit Mertz-Baumgartner
Marijana Milošević
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-069346-1
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
350
Keywords
Opfernarrative, zeitgenössische Literatur, transnationale Erinnerung, Transnationalität
Category
Lehrbücher
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