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A d e l s b e r g e r G r o t t e . 19
einen bey 100 Schritt langen, schmalen Gang nach dem Niesend ome
Neptuns/welcher 60 Kl. im Umfang und ^19 Kl. in der Höhe har.
In diesem Dome steht das Denkmahl des Kaisers Franz, welcher 1316
die Grotte besuchte. Man steigt nun viele Stufen abwärts, zum Poigl-
fiusse, welcher sich hier tosend und schaumend in ein undurchdringliches
Dunkel hinabstürzt. 1313 wurde durch den kais. Krelscassier, Edlen von
Löwengreif, eine neue Grotte entdeckt, und zu Ehren des Kronprin-
zen, jetzigen jungem Königs von Ungarn, Ferdinandsgrotte be-
nannt. Diese zieht sich in mehreren Krümmungen bis zu einem See fort;
ihre herrlichen Stalaktitengebilde sind besonders sehenswerth, und bilden
eine Reihe von wunderlichen Gestalten, die nach ihren Ähnlichkeiten ver-
schieden benannt werden. Oleich zu Anfang ist das Denkmahl, welches
1819 beymBesuche des Kronprinzen errichtet wurde. Honda gelangt man
zur Fleischbank, wo rechtssich eine Nebengrotte hineinzieht, in wel-
cher der englische Garten, oderLöwe undderThron
merkwürdig sind^ in der Verfolgung des Hauptganges nach Norden, ver-
schiedenen herrlichen Gebilden vorbey, an das Thor zum Calvarienberge,
wo sich ein, Nebengang absondert, welcher nordöstlich bis auf die höchste
Kuppel des Berges führt. Der Hauptgang, welcher links eine Wendung
nach Westen macht, führt zum St . S tephan, emer statuenähnlichen
.Stalattitenmasse, tiefer hinein zum Kapuziner und zum Tropf-
brunnen, weiter hinaus hemmt ein See das Vordringen/ obschon die
Grotte noch viel tiefer fortgeht. Von den vielen Seitengrotten, welche voll
der Hauptgrotte auslaufen, kennt man die Endpuncte noch beynahe gar
nicht, und es ist erst künftiger Zeit vorbehalten , die ganze Ausdehnung
der Grotte gründlich zu ermessen; die Größe derHöhlenund die Mannig-
faltigkeit der Parthien, so wie der blendende Glanz der Krystalle, ihre
unendliche Anzahl und ihre zahllosen Gebildungen aber setzen diese Grot-
ten wcit über alle bisher entdeckten hinaus. Unbeschreiblich ist das pracht-
volle Farbenspiel der Stalaktiten und Stalagmiten, welche in tausend-
facher Form bald von der Decke herabhangen, bald vom Boden aufstei-
gen. Auch in zoologischer Hinsicht ist diese Grotte sehr merkwürdig, in-
dem man in ihr eine Menge Knochen von dem sogenannten Höhlenbaren
aufgefunden hat, der in der Vorzeit so viele Höhlen bewohnte. Für die
Erleichterung des Besuches dieser Grotten ist in der neuesten Zeit alles.
Mögliche gethan worden, so daß nun jede Gefahr beseitigt ist. An den
Abgründen stehen gemauerte Parapete; jene, über welche der Weg im
Gange führt, sind theils verschüttet und geebnet, theils mit steinernen
Treppen versehen. Die Felsenblöcke, welche früher an der Decke den
Herabsturz drohten, wurden mittelst großer Stangen losgemacht und
herabgeworfen.— Unweit Adelsberg, fast eine Stunde von der Post-
straße entfernt, befindet sich dieMagdalenagrotte, deren Länge gegen
200 Klafter betragt, und welche besonders durch einen kleinen im innersten
Theile befindlichen See berühmt ist, worin der berüchtigte Zwitterfisch
O l m oder ? i -ot6 i i5^nguin i i5 wohnt. Sonst biethet diese Grotte,
außer einem ganzen Walde von Stalaktiten, der sich durch die ganze
Höhle erstreckt, und dem Auge einen herrlichen Anblick gewährt, dem
Naturforscher wenig Merkwürdiges dar. Noch ist eine besondere Eigen-
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Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie