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Aegyptische Alterthümer. 23
prüfung, von der obersten Iustizstelle als befugt erklärt werden, die
Advocatur, d. i. Vertretung und Sachwaltung vor Gericht in irgend
einer k. k. Provinz auszuüben. Mit dieser von der Hofstelle ausgehenden
Anstellung als A. wird zugleich der Ort bestimmt, in welchem der er-
nannte Advocat zu wohnen hat. Die Zahl der A. ist für jede Provinz
überhaupt und insbesondere für die Haupt- und kleinern Städte in
einer bestimmten Ziffer durch Bestimmung des Kaisers, nach Maß-
>erichts-Instanzen), und können erst nach strengen Prüfungen geschworne
A. werden.
Aegyptische Alterthümer in Wien. Diese sehr interessante
Sammlung von ägyptischen Monumenten und andern merkwürdigen
Antiken ist (in der Stadt, Iohannesgasse, Nr. 972) in 5 großen
Zimmern aufgestellt, wozu dem Publicum jeden Sonnabend freyer
Zutritt gestattet ist. Das 1. Zimmer enthält 133 Denkmähler, größ-
tentheils aus weisiem Kreidensteine mit halberhobenen Vorstellungen
(zum Theil mft Farben belegt) und vertiefter Schrift. Diese Steine
kamen aus den zahlreichen Gängen, womit fast die ganze lybische Berg-
kette an der linken Seite des Nilthales ausgehöhlt ist, und welche bey
den alten Ägyptern zum Bewahrungsorte der Mumien dienten. Die
Malereyen und halberhobenen Vorstellungen aufdiesen Steinen stellen alle
Beschäftigungen und Arbeiten des bürgerlichen und häuslichen Lebens der
alten Ägypter vor, dann beziehen sie sich auch auf ihre religiösen Ansich-
ten. Besonders merkwürdig ist darunter ein weiblicher, sehr schön gear-
beiteter Kopf; eine stehende Figur, welche mit Weihrauch und Wasser
opfert; ein Bruchstück eines großen Oefäßes oder Sarcophages, wobey
die Zartheit und Bestimmtheit zu bewundern ist, womit selbst die klein-
sten Figuren und hieroglyphischen Charaktere in diesem so besonders har-
ten Steine vertieft ausgearbeitet sind; zwey männliche Figuren und eine
weibliche, die stehende Gottheit mit dem Sperberkopfe anbethend, ein merk-
würdiger Grabstein aus der späten Epoche römischer Herrschaft; eine
prächtige Isisbüste aus Basalt; eine große Fußzehe aus röthlichem Syenit,
aus deren Größe zu schließen ist, daß die ganze Statue lpenigstens eine
Höhe von 20 Schuh hatte; ein sehr niedliches Isisköpfchen mit einer
Schlange ober der Stirne ;c. — Das 2. Zimmer enthält viele sehr in-
teressante ägyptische Bronze-Figürchen, dann die merkwürdige Samm-
lung von Papyrusrollen, welche, grösitentheils aufgerollt, hieroglyphi-
sche, hieratische und demotische Schrift enthalten. Die Zahl derselben,
kleinere und größere, ist 34, worunter 3 größere griechische, eine sehr
große, durchgangig bemalr und vortrefflich erhalten, und mehrere mit
bewundernswerther Niedlichkeit gezeichnet sind. — Im 3. Zimmer sind
die bemalten Mumicnsärge und die Mumien selbst; die meisten dersel-
ben sind eingewickelt, einige mit dem, a l^s länglichen blauen Glasperlen
gebildeten, netzförmigen Verzierungen, zwey jedoch aufgewickelt, welche
dasSkelett mit der daran erhaltenen Haut zeigen; bey einerKindesmumie
sieht man auch noch die Haare am Kopfe. Auch befinden sich hier die mit
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie