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B e r g a m o . 233
Staatsrechnungswissenschaft. 4) Chemie, Oryctognosie, Probier- und
Hüttenkunde. 5) Zeichenkünä und practische Markscheidekunst. 6) Forst-
kunde. Die Professoren haben den Charakter eines k. k. Bergrathes.Zum
Besten der Söhne unbemittelter Bergbeamten, welche verhindert sind,
die philosophischen Wissenschaften auf Lyceen und Akademien zu studiren ,
ward 1309 eine außerordentliche Professur der Logik, Metaphysik, rei-
nen Mathematik und allgemeinen Physik errichtet. Der akademische Un-
terricht dauert 3 Jahre. Practicanten sind über 100, von welchen 70
aus dein österr. Scaate gebürtige ein Stipendium von 200 fl. beziehen.
Dieses musterhafte Instirut wird auch von Ausländern, oft ausweiter
Ferne besucht, von Sachsen, Dänen, Schweden, Russen, selbst
Spanier und Amerikaner aus Mexico, Peru und Chili befanden sich un-
ter seinen Zöglingen. — Die B. zu S. wurde von Mar ia There-
sia 1760, also während des 7jährigen Krieges gegründet. Die Pro-
fessur der Forstkunde stiftete F r a n z I. 1307; die der Buchhalterey
und Staatsrechnungswissenschaft besteht seit 1795. Die k. Statthalterey
führt die Oberleitung in Studien- und Polizeysachen; übrigens sind die
Professoren als k. k. Bergräthe zugleich Beysitzer des Oberst-'Kammer-
grafenamtes.
Bergamo, lombard. Deleg. Sie begreift 53 Q. M. und zählt
365,000 Einw. Der nördl. Theil ist sehr gebirgig und waldig; der südl.
hingegen eben und fruchtbar. Die bedeutenderen Flüsse, die sie durchströ-
men, sind der Serio und Brembo, beyde nicht schiffbar; außerdem ist der
Oglio und Cherio, welcher letztere aus dem großen Lago di Spinone
entspringt. Ein zweyter See ist der Lago Iseo. Die Provinz besteht aus
13 Districten und umfaßt 1 Stadt, 22 Marktst. und 333 Dörfer. Die
Seiden- und Tuchmanufacturen und Feldbau beschäftigen die meisten^
Hände; nächst ihnen die Eisenminen, Stahlhämmer, Marmor- und
Wetzsteinbrüche. Der Getreidebetrag langt nicht für das Bedürfniß der
Provinz, dagegen ist die Viehzucht, unterstützt durch treffliche Weiden
und Wiesen, sehr bedeutend.
Bergamo, lombard. Hauptstadt der gleichnahmigen Deleg., ist
auf mehreren Hügeln amphitheatralisch gebaut, und hat mit den Vor-
städten 7 italien. Meilen im Umfange. Ihre Lage ist fest von Natur;
die Mauern, Wälle und Castelle sind jetzt zur Vertheidigung unbrauch-
bar. B. zählt 65 Kirchen und Capellen, Hospital, 6 Waisen- und Ver-
sorgungshäuser, 2 Theater und 30,500 Einw., ist derSik eines Bischofs
der Delegation, Provinzial-Congregation und eines Oerichtstribunals/
hat ein Lyceum und einige gelehrte Gesellschaften. — Hier sind bedeu-
tende Seiden- und Baumwollmanufacturen. Ansehnlich ist die Messe
von B. gegen Ende des Aug., welche 14 Tage lang in dem großen massi-
ven Marktgebäude (Fiera), das gegen 500 Buden faßt, gehalten wird.
Die Gegenstände des Handels sind: fein gezwirnte Seide, Wolle, Seiden-
und Eisenwaaren, Wein, Ohl, Korn, Leinwand. Auch der Viehmarlt
von B. hat einen Nahmen. Die Familie T asso gehört zu den ältesten
der Stadt, und Bernardo Tasso, Vater des in B. durch 2 Bildsäulen
gefeyerten Torquato, ist hier geboren.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie