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Bewohner des Raiscrthums. 28'
in Europa, nach Rußland, die meisten Einwohner, und übertrifft j,
hierin schon Frankreich.
Diese gesammte Bewohnermasse gehört 4 Hauptnationen und meh-
reren Nebenvölkern an. Die Hauvtnationen sind,: 1) die Germanen,
I)die Slaven, 3) die Magyaren, 4) die I ta l iener ; zu den Neben-
völkern rechnet man die Walachen, Juden, Zigeuner, Armenier, Grie-
chen, Albanier oder Clementiner und endlich die Fremden, als Franzo-
sen, Osmanen :c. — Die Ger m anen oder Völker deutscher Abstammung
sind auf ursprünglich heimischem Boden ansäßig, jetzt aber in beschrank-
terer Ausdehnung, als in der ältesten, Zeit, da slavische Völker viele
ehemahls den Deutschen gehörige Gebiethe in Besitz genommen haben.
DieDeutschen bewohnen das Erzherzogthum Osterreich mit geringerAus-
nahme, ganz Obersteyermart, einen großen Theil von Karnthen, ein
Stück von Kram, das nördl. Tyrol, die Gränzgegenden Böhmens ge-
gen Bayern, Sachsen und Preußen, die Granzgegenden Mährens ge-
gen Osterreich und Schlesien, einen Theil von österreichisch Schlesien,
die Granzgegenden Ungarns gegen Osterreich und Steyermark, nebst
einem Theile der Zips und mehreren, zum Theile ganz zerstreuten Ge-
genden und Ortschaften, ferner das Land der Sachsen in Siebenbürgen
und einzelne Colonien in Galizien. Ein kleiner Bezirk des Venetianischen,
nahmentlich die Sette Comuni, ist ebenfalls von deutschen Abkömmlingen
bewohnt, und in Siebenbürgen lebt außer der Hauptnation der Sachsen,
noch eine, größtentheils aus deutschen, neueingewanderten Colonisten
bestehende Nebennation, Landler genannt. Alle Germanen zusammen
mögen die Zahl von 6,200,000 erreichen. Ihre Sprache ist die deutsche
in mehreren Mundarten, die sämmtlich zur oberdeutschen Hauptmundart
gehören und deren Verschiedenheiten ohne Zweifel daher rühren, daß der
österr. Staat fast aus allen süd- und mitteldeutschen Landschaften Anpfian-
zer erhalten hat. Man kann im eigentlichen Osterreich, Steyermark und
Karnthen, mit Ausschluß aller übrigen Provinzen, und selbst Salzburg
ausgenommen, 15 sehr wesentlich verschiedene germanische Mundarten
zahlen. Mehrere derselben sind durch Beymischung fremder, vorzüglich
slavischer Wörter, verunreinigt worden. Die vorzüglichsten darunter sind:
die österreichische, die tyrolische, die^Zipser, welche der meißnischen
nahe kommt, und die sächsische itt Siebenbürgen. — Die Slaven sind
unter den B.'n des österreichischen Staates der bey weitem zahlreichste
Volksstamm, indem sie wenigstens 15,650,000 Köpfe stark sind. Auch
sie theilen sich in mehrere Zweige, mit besondern Mundarten. Im österr.
Staate wohnen davon folgende Zweige: 1)DieCzechen oder Tsche-
chen in Böhmen und Mähren, welche einen slavischen Tialect, den so-
genannten böhmischen, sprechen, welcher Härterklingtals die Mundart
der benachbarten slavischen Völker, und welche unter den slavischen Be<
wohnern dieses Staates wohl die meiste Bildung besiden. Von ihnen un-
terscheiden sich einigermaßen die böhm. Mährer. 2) Die Hannaken in
Mähren, von ihrem Sitze am Flusse Hanna so benannt. 3) Die Slo-
waken im westl. Theile des nördl. Ungarns und in Mähren, wo sie
den östl. Theil gegen die Karpathen einnehmen. Sie sind ein Überbleib-
sel des alten mächtigen mährischen Reiches, und reden heutzutage meh-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie