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29ft Bewohner des Raiserthums.
Lebens getrieben, während sie in einem großen Theile des Reiches als ein
Zweig der Forstcultur wissenschaftlich gelernt und geübt wird. Die See-
fischerey an der Küste des adriatischen Meeres ist, wegen des reichlichen
Ertrages und wegen des größtentheils unfruchtbaren Bodens der Küsten-
länder/ zu anlockend/ als daß sich nicht Tausende derselben widmen soll-
ten; frische und getrocknete Fische sind einen grosien Theil des Jahres
die Hauptnahrung vieler Einwohner in Illyrien und Dalmatien, und ge-
ben ihnen noch ausierdem durch den Verlauf einen erheblichen Gewinn.
Nicht weniger betrachtlich ist die Süßwasserfischerey, da alle Provinzen
einen seltenen Reichthum an fischreichen Seen, Teichen / Flüssen und
Bachen besitzen. Die Viehzucht ist überall beträchtlich, in manchen Lan-
dern, z. B. in einem Theile Ungarns noch ganz asiatisch, wobey große
Heerden von eigenen Viehhirten, die noch Halbwilden gleichen, Jahr
aus Jahr ein, ohne Dach, unter freyem Himmel auf den sogenannten
Puszten gehalten werden; in den Alpenländern mit Alpenwirthschaft,
wo der Hirte (Senne) im Frühling das Vieh auf die Alpen, und je
wärmer es wird, desto höher hinauftreibt, und wo er in einfachen Holz-
hütten (Sennhütten) wohnt und sich meist von Milch, Molken, Käse
und Butter nährt, bis ihn der anfangende Winter mit seinem Vieh wie-
der ins Thal herabtreibt; in andern Gegenden mit gewöhnlicher Hutung
und nächtlicher Einstallung; auf manchen Gütern ist durch die Verbesse-
rung der Wiesencultur und durch die möglich gemachte Stallfütterung
die Rindviehzucht sehr gehoben. Viel Eigenthümliches biethet die Pferde-,
Schaf- und Schweinezucht in Ungarn. Des Staates Hauptreichthum bil«
det aber der Feldbau, welcher allenthalben betrieben wird, wo nicht un-
besiegbare physische Hindernisse den Anbau des Bodens unmöglich machen.
Am fleißigsten wird der Feldbau in den deutschen Ländern betrieben. In
manchen Gegenden wandern beym Eintritt der bessern Jahreszeit oder
zur Mahd und Ernte Tausende von Menschen beyderley Geschlechtes in
solche Gegenden aus, wo es an Menschenhänden gebricht, um bey den
ländlichen Arbeiten behülflich zu seyn; nach Beendigung der Feldarbei
ren kehren sie ckit dem Ersparten wieder in ihre Heimath zurück. Wo di
höhere Lage und das kältere Clima dem Getreidebau nicht mehr recht ^
sagt, da bildet der Flachsbau einen andern wichtigen Zweig der land-
wirthschaftlichen Betriebsamkeit, höchst einflußreich wegen der vielfälti-
gen Beschäftigung, welche die weitere Verarbeitung dieser Pflanze arbeit-
samen Händen gewährt. Den Garten- und Obstbau treibt besonders der
Deutsche mit Einsicht, und in den deutschen Provinzen besitzt jeder
Landmattn seinen Garten, woraus er das für seinen Haushalt nöthige
Gemüse und Grünzeug zieht. Doch kommen alle übrigen Provinzen nicht
dem lombardisch-venetianischen Königreiche nahe, welches mit seinem un-
gemein fruchtbaren Boden einem grosien Garten gleicht und einePhysiog-
' nomie zeigt, welche dem Nordländer gänzlich fremd ist. Hunderttausende
beschäftigt dep Weinbau mit seinen mancherley Verrichtungen. Die Bie-
nenzucht und die Seidencultur sind nur Nebenbeschäftigungen des Land-
mannes, und insbesondere ist die letztere einträglich. Im Betriebe des
Bergbaues übertrifft der Deutsche und Slave alle andern Nationen.
— Wie in ihren ländlichen Beschäftigungen, so biethen die B. des
e
zu-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie