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Blumenegg . —B lu tege l . 3l9
Blumenegg (Blumeneck), tyrol. Schloß und Herrschaft ün
Vregenzer Kreise, mit 10 Dörfern, der Propstey St. Gero ld mit
I Dörfern nnd vielen Waldungen. Die Ebene hat Wein und Obst.
Blumen-Fabrication und Handel. Unter den Landern,
welche den österr. Kaiserstaat bilden, ist das lombardisch-venetianische
Königreich in Ansehung des Blumenmachens unstreitig das erste gewesen;
indem dort schon lange her künstliche Blumen (die sogenannten wälschen
Blumen) zum Putze und zurVerzierung vonKirchen und anderen öffent-
lichen Versammlungsörtern verfertigt wurden. Noch immer werden, so-
wohl im Mailändischen als im Venetianischen künstliche Blumen in großer
Menge verfertiget. Papierblumen werden in Venedig von einzelnen
Arbeitern, welche die fertige Waare an Kaufleute abgeben, in vielen
Sorten gemacht; Blumen aus Coconshäutchen (I^ori 6i boxxolo)
macht man in Ven edig und Vicenza, Blumen aus Leinwand, Velu-
tiewolle, Seidenstoffen :c. zu Venedig; doch sind die Papierblumen
bey weitem die häufigsten, wozu ihre Wohlfeilheit das Meiste beytragt.
Aus den übrigen Provinzen verdient Niederösterreich, und nahmentlich
Wien, welches in Ansehung der Vollkommenheit noch Venedig über-
trifft, die erste Stelle. Auch Triest ist durch vorzügliche Arbeiten be-
kannt; in Prag, Presiburg, sowie auch in den meisten Nonnenklöstern
der Provinzen werden Blumen gemacht. In'.Siebenbürgen machen viele
Weiber und Madchen künstliche Blumen und zwar feine von buntem
Wachspapiere und Flittergold, und noch feinere aus gefärbten Woll-
und Seidenstoffen. Der Handel mit Blumen erstreckt sich von Wien
aus nach den meisten Provinzen, selbst bis nach Siebenbürgen, da die
ganz feine Arbeit dort nicht gemacht wird. Auch Venedig versendet
seine Blumen in die nächst gelegenen Länder, besonders nach ganz Ober-
Italien, nach Dalmatien, und selbst an die römische und neapolitanische
Küste. Wien aber hat nach dem Auslande, keinen Absatz, dieser ist ihm
durch die französischen Blumen benommen. Das Inland ist jedoch voll-
kommen gedeckt, so daß auch leine Einfuhr nöthig ist.
Blutegel. Mit diesen wird seit einigen Jahren ein bedeutender
Ausfuhrhandel nach Frankreich getrieben. Früher pflegten sie in den
sumpfigen Theilen des Neusiedler-See's in Ungarn nur von einigen
armen Leuten gefangen, und meist nach Wien zum Verkauf gebracht zu
werden. Während der französischen Invasion, 1809, wurde ein solcher
Egelträger von französischen Wachtposten angehalten, und nach den ge-
wöhnlichen Fragen zu dem Vorsteher eines Militarspitals geführt. Auf-
gefordert, den Preis zu bestimmen, wagte der arme Mann kaum die
kleine Summe auszusprechen, die er gewöhnlich in Wien dafür erhielt.
Den Fingerzeig, den die Franzosen dadurch bekamen, ließen sie nicht
unbenutzt. Bald zogen einige Unternehmer aus Frankreich an die Ufer
des Neusiedler-See's, und betrieben den Handel mit B.n von da direct in
ihr Vaterland. DieserHandel muß nach und nach beträchtlich geworden seyn,
denn es wurde darauf die fürstlich Esterh azy'sche Domänen-Direction
aufmerksam und veranlaßt, den Fang zu verpachten. An Reugeld
wurden 200 fi., an Pacht-Caution 1000 fi. C. M. gefordert. 1325
haben sich nun 5 aus der Nähe von Paris gebürtige Männer zu Neu«
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie