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o n n e v a l.
des Collegiums daselbst. Wir verdanken ihm die lat. Übersetzung mehre-
rer griech. und die Erklärung einiger röm. Schriftsteller/ wodurch Konig
Mathias Corvinus aufmerksam auf ihn wurde und ihn an seinen
Hof einlud. Er empfahl sich daselbst so sehr, daß er mit einem ansehnli-
chen Gehalt in seine Diensie aufgenommen wurde/ mit dem Auftrage,
die Geschichte von Ungarn zu schreiben. Unter Math ias Nachfolger
Ladislaus setzte er seine Arbeit fort/ bis er 1502 starb. Sein Werk,
welches sehr überschätzt worden, ist größtentheils nur eine rhetorischeAus-
führung dessen, was vor ihm Thurocz in seiner dlii-onica llun^ai-oi-uin
im einfachen Chronikenstyl erzahlt hatte/ ohne das Fabelhafte abzuson-
dern und mit Beymischung von vielen/ mit der ungar. Geschichte in kei-
ner Beziehung stehenden Ereignissen. Indessen trug sein Werk doch dazu
bey/ den Sinn für das Studium der Nationalgeschichte zu wecken, auch
gereicht es dem Verfasser zur Ehre/ daß er nicht bloß die Größe seines
Wohlthäters/ Mathias Corvinus/ gepriesen, sondern auch dessen
Schwachen freymüthig aufgedeckt und über diese Periode viele glaub«
würdige Nachrichten mitgetheilt hat. Zuerst gab Mar t in Brenner
1543 nach einer unvollkommenen Abschrift nur 30 Bücher von dem Werke
heraus. Sambucus aber fand die übrigen 15/ und edirte dasselbe so
weit vollständiger und correcter, 1543 zu Basel. Die beste latein.
Ausgabe (es gibt auch deutsche Übersetzungen) ist ^. Znnlini rerum
kunZaricarum libri 45 i-6C6N5uit d. ^. Rei. öeipz. 1771.—Des
et vii-ßiintate, Basel 1572 und 1621/ kam in den römischen Index ver-
bothener Bücher.
Bonneval/ Claud. Alexand., Graf von , einer der merk-
würdigsten Männer des 18. Jahrhunderts, geb. zu Paris 1672, von
einer alten Familie in Limosin abstammend, nahm frühzeitig Kriegs-
dienste/ und zeichnete sich unter Catinat und Vendome in Italien
aus. Ausschweifungen und Erpressungen/ und dadurch gehinderte Aus-
sicht/ zu höhern Stellen zu gelangen/ bewogen ihn in kaiserl. Dienste
zutreten/ wo er 1706 als Generalmajor angestellt wurde/ und unter
Eugen gegen sein Vaterland focht. Bey dem zu Rastadt 1714 ge-
schlossenen Frieden/ bewirkte Eugen/ daß der gegen ihn als Hochverräther
anhängige Proceß niedergeschlagen ward, und seine Güter ihm zurück-
gegeben wurden. Darauf kämpfte er von 1716 — 13 gegen die Türken
als Feldmarschall-Lieutenant/ trat nach dem Frieden von Passarowitz
(den 21. Iuny 1713) in den Hofkriegsrath zu Wien; aber Leichtsinn/
Spottsucht und der Hang, sich in Eugen's häusliche Angelegenheiten
zu mischen/ bewogen diesen / ihn zu entfernen. Er wurde nach den Nie-
derlanden als Generalfeldzeugmeister geschickt (1723). Aus Rache be-
ging er dort eine Menge unverzeihlicher Streiche/ suchte den Marquis
v.Prie/ Eugen's Günstling undUnterstatthaltsv in den kaiserl. Nieder-
landen/ zu stürzen/ und erhielt endlich Befehl, in Wien persönlich Re-
chenschaft zu geben. Statt aber dem Befehle sogleich zu gehorchen/ cor-
respondirte er nach Frankreich, und unterhielt einen Umgang mit den
span. und franz. Gesandten. Als er endlich seine Reise nach Wien an-
trat/ wurde er, noch ehe er Wien erreichte, als Gefangener auf das
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie