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Brasil. Expedition u. brasil. Museum. 869
haben nicht nur sehr viele Wirthschaften ihre eigenen Branntweinkessel,
sondern es gibt dort auch mehrere grosie B.en, wie z. B. zu Ercsi u. a.
O. Zwetschkenbranntwein oderSliwoviz ist in Ungarn ein Haupterzeug«
niß/ außerdem auch Branntwein aus Getreide/ Weintrebern, Kartof-
feln und anderen Früchten; zu Ercsi und in der Zuckerraffinerie zu
Odenburg auch Rum. In der ungar. Militär-Gränze allein wurden
sonst das Jahr über 16/000 Eimer Sliwoviz gebrannt. Siebenbürgen
macht nicht nur viel Zwetschkenbranntwein, sondern benutzt zu diesem
Ende auch andere Früchte, besonders Wachholderbeeren, theils für sich,
theils als Zusatz, zumahl im Csiker Stuhle, aus welchem der sogenann-
te Kronowetbranntwein (Fenyövicz) durch das ganze Land verführt wird.
Böhmen, Mähren und Schlesien haben mehrere sehr bedeutende B.en /
die fast alle benannten Sorten verfertigen. Das Erzherzogthum Oster-
reich hat gleichfalls einige ansehnliche B.en. Zwetschkenbranntwein brennt
man in Osterreich ob der Enns. Die Zuckerraffinerie zu Wiener-
Neustadt brennt auch Rum. Auch in den übrigen Provinzen ist die
B. nicht unerheblich. — Der Handel mit Branntwein dürfte sich im
Ganzen wohl auf mehrere Millionen Gulden belaufen, da dieses Ge-
tränk °in den meisten Landern der Monarchie häufig genossen wird. Gro-
ßen Theils wird dieser Handel und der Absatz im Kleinen durch Juden
betrieben, wie dieß in Galizien und in einem Theile Ungarns, Mäh-
rens, Schlesiens :c. der Fall ist. Oalizien versendet auch sehr viel Aqua-
vit, die minderen Sorten aber werden nicht ausgeführt. Aus Böhmen
und Mahren wird viel ordinärer, I8gradiger Branntwein zum Schen-
ken nach Osterreich gebracht, und aus Osterreich ob der Enns bezieht
Wien vielen Zwetschkenbranntwein. Noch stärker ist die Einfuhr des
letztern aus Ungarn und Slavonien, woher man den besten Sliwoviz
erhalt. Die Juden bringen aus Schlesiens Teschner Kreise viel guten
Branntwein nach Wien, eben so aus Galizien und Mähren Brannt-
wein , der über aromatische Stoffe, vorzüglich Anies, Kümmel
:c. abgezogen M, und von dem gemeinen Manne als Rosoglio hau-
sig getrunken wird. Aus dem Auslande wird noch viel Weingeist, beson-
ders aus Frankreich, dann französ. Branntwein zum Behufe der Par-
fümerie- und Liqueur-Fabrication, ferner Rum :c. eingeführt.
Brasilische Expedition und brasilisches Museum. AufBe-
fehl des Kaisers Franz wurde mit der 1317 vor sich gegangenen Reise
seinerTochter, der Erzherzoginn Leopoldine (s. d.) nachRio-Ianeiro,
als Gemahlinn des damahligen Kronprinzen von Brasilien DomPedro,
eine wissenschaftliche Expedition verbunden, deren Absicht war, die Natur-
erzeugnisse dieser noch so wenig gekannten Erdgegend zu erforschen, und
die vaterländischen Sammlungen mit neuen Merkwürdigkeiten zu berei-
chern. Es wurde daher eine Anzahl von Gelehrten und Naturforschern
ausersehen, welche mit Genehmigung des Königs von Portugall diesen
Zweck ausführen sollte. Der Kaiser von Osterreich wies die nöthigen
Geldsummen dazu an, und übertrug die oberste Leitung dieser gelehrten
Neise dem Staats- und Conferenz-Minister Fürsten von Metternich.
Der Director v. Schreibers ward mit dem Entwurf der nöthigen In-
structionen und mit der Führung des Referates beauftragt. Die zu die-
,Oesterr. Nat. Encykl. Bd. I. ^^
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie