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3W B r o d y.
trat B. am 25. Oct. 1760 zu Laib ach zum ersten Mahle auf. M
dieser zog er 10 Monathe herum/ und mußte die niedrigsten Dienste bey
ihr verrichten, endlich gelang es ihm als Schreiber bey der Ökonomie«
Verwaltung des Klosters Arnold stein angestellt zu werden. Die Nei-
gung zum Theaterleben führte ihn 1762 zu der Bo denburg'schen Ge-
sellschaft, bey welcher er sich aufnehmen ließ, und mit ihr nach Lai-
bach, Triest :c. zog. 1765 vermählte er sich mit der ältesten Tochter
der Direttorinn. In Hermannstadt war.es, wo der dortige Gou-
verneur in Gegenwart des Directors der Wiener Bühne, Graf Du-
azzo, viel Lobenswerthes von B. und seiner jungen Frau erzählte,
welcher sodann das junge Ehepaar nach Wien einlud. Sie kamen zu
Ostern 1766 daselbst an. Mad. B. debutirte als Colombine, und erhielt
großen Beyfall. B. selbst spielte eine Nebenrolle, und wurde gar nicht
bemerkt; auch in der Folge wurde er nur zu unbedeutenden Rollen ver-
wendet, er nahm daher mit seiner Frau 1767 seinen Abschied. Sie en-
gagirten sich hierauf bey Mad. Kurtz, welche in den Reichsländern eine
wandernde Truppe herumführte. 1769 erhielt Mad. B. einen Ruf nach
Wien, sie ging dahin ab, und B. blieb bey der Gesellschaft. Sein
Talent bildete sich immer mehr aus, und er erhielt 1771 einen Ruf zur
Schröder'schen Bühnenach Hamburg. Unter Schröder's Leitung
studirte er, und ward bald ein Liebling des Publicums. Er versäumte
auch die übrige Ausbildung seines Geistes nicht, und suchte durch den
Umgang mit den höhern Ständen sich jene feine Politur zu verschaffen,
die ihn noch in seinem späten Alter zu einem der liebenswürdigsten Ge-
sellschafter machte. Sein Hamlet war das Gespräch Deutschlands,
und alle Zeitschriften und Almanache erschöpften sich in Lobeserhebungen
über ihn. Damahls bereiste Mü l le r , der Vater, auf Kaiser Josephs
Kosten, ganz Deutschland, um die vorzüglichsten Künstler für die Wie-
ner Bühne zu gewinnen. B. wurde mit 2000 fi. Gehalt engagirt. Er
reiste überBerlin nachWien. Schon in ersterer Stadt erregte sein Spiel
einen ungemeinen Enthusiasmus. Mend elssohn, der fast nie ein Thea-
ter besuchte, ward bewogen, ihn als Hamlet zu sehen. Schinl schrieb
eine Analyse seines Spiels. Abramson verfertigte eine Schaumünze auf
ihn. In Wien entfaltete er nun den reichen Schatz seines Talents und
Studiums. Der Beyfall wuchs mit jeder Rolle, und der Kaiser ertheil-
te ihm persönliche Auszeichnungen. 1789 wurde er alleiniger vom Kaiser
aufgestellter Director der Hofbühne und auf Reisen gesandt, um neue
Mitglieder zu engagiren. 1791 endete sein Directorat. 1303 besuchte
er abermahls Ber l in . Er starb als k. k. Hofschauspieler zu Wien am
12. April 1812. B. war ein Schauspieler, der neben Schröder,
I f f l and und Eckhof als Stern der ersten Größe glänzte. Seine
Vielseitigkeit war sein schönstes Verdienst, indem er im komischen so wie
im heroischen Fache gleich Ausgezeichnetes leistete. Als Schriftsteller dan-
ken wir ihm: Die Witwe von Ketskemet, den Juden, nach Cumber-
land, das Schloß Limburg, nach Marsollier und das Familiensouper.
Brody, galiz. Stadt im Zloczower Kreise, am Bache Sucha wielka
in ebener Gegend, nahe an der russ. Gränze, seit 1779 zu einer freyen
Handelsstadt erhoben. Sie zählt 2,600 Häuser, 24,000 Einw., dar-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie