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Brokoff. — Bronzearbeiten. 391
unter 13,000 Israeliten, und hat ein mit dem Magistrate vereinigtes
Mercantil-und Wechselgericht, 3 griechische, 1 katholische Pfarrkirche,
1 Synagoge, 1 Kloster der barmherzigen Schwestern. B. hat starke
Spedition, Transito, lebhafte Messe. Mit Landes-Producten wird der
meiste Verkehr bewerkstelligt, sonst werden auch in Colonial-Waaren,
mit Juwelen, Perlen, Galanterie-, Rauch-und Tuchwaaren, Anis,
gedörrtem Obst, Wachs, Pferden, beträchtliche Geschäfte besonders nach
Rußland und der Türkey gemacht. Der Commissions- und Speditionshan-
del ist sehr ausgedehnt. Die hiesigen Handelsleute sind beynahe durch-
aus Israeliten.
Brokoff, Ioh . Ferd., geschätzter Bildhauer, war geboren in
Prag 1638. Von seinem Varer, I oh . B., der ebenfalls Bildhauer
war, sich jedoch nicht über die Mittelmäßigkeit erhob, erhielt er den
ersten Unterricht, und kam dann in die Schule des damahls sehr be-
rühmten Quiteiners, mit welchem B. gemeinschaftlich mehrere Arbei-
ten ausführte. Er hatte auch große Lust, Italien zu besuchen, allein
seine Dürftigkeit und Mangel an Unterstützung verhinderten ihn daran.
Anhaltender Fleiß und Studium der Natur aber schufen ihn zu einem be-
deutenden Künstler, ohne daß er Italien gesehen hatte. 1730 erhielt
B. einen Ruf nach Schlesien, um daselbst eine Arbeit von großer Wich-
tigkeit auszuführen, eine schleichende langwierige Krankheit hinderte ihn
jedoch daran, er kehrte auf Anrathen der Ärzte nach Böhmen zurück,
und starb zu Prag 1731. Unter seine besten Arbeiten gehören 7 Sta-
tuen auf der Prager Brücke, besonders aber das Grabmahl Wraris-
law's bey St. Jacob in Prag. Auch verfertigte B. mehrere Bildsäu-
len und andere architectonische Verzierungen an Gebäuden und Kirchen
in Prag , welche von Kennern gepriesen werden. Sein jüngerer Bru-
der, Ios. B. , war ebenfalls Bildhauer/ erhob sich jedoch nicht über
die Mittelmäßigkeit.
Bronzearbeiten. Es ist beyläufig 35 Jahre, daß man im In-
lande angefangen hat, die B. in größerer Menge zu verfertigen. Die-
ser Fabricationszweig erhielt sich durch mehrere Jahre im Schwünge,
und scheint besonders um 1810 bis 1312 am stärksten betrieben worden
zu seyn. Wien macht hierin die meisten Fortschritte. Außer der k. k.
priv. Fabrik von Ioh . Georg Danninger gehören noch Reding-
son, Franz Dann inger, Widmayer, Wiese, Kirchmayer,
Weiß, Schmid, Geißler zu den vorzüglichsten Arbeitern. Außer
Wien wird in Bronze wenig gearbeitet, einige größere Städte aus-
genommen, wie z. B. Ma i land , wo die Gebrüder Manf red in i
sich hierin auszeichnen, Prag u. a. m. Im allgemeinen aberscheint
jetzt dieser Fabricationszweig in Rücksicht des Begehrens mehr in Ab- als
Zunahme begriffen zu seyn, wozu wohl das meiste die gefirnißten Waa-
re^ und die Vermehrung der Arbeiten aus Silber beygetragen haben.—
Der Handel mit B. erstreckt sich von W i e n aus durch die meisten
Provinzen der Monarchie. In das Ausland geht davon nur.wenig,
weil Frankreich so große Quantitäten erzeugt, und in Italien, Deutsch-
land, Polen u. s. w. nahmentlich aber auf den Hauptmessen zu Frank-
furt und Leipzig als der mächtigste Concnrrent auftritt.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie