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398 B r ü n n.
steckte die kaum hergestellten Vorstädte wieder in Brand, so dasi auch
die große Kirche auf dem Petersberge nebst der Propstey und andern
Hausern ein Raub der Flammen wurden. Zwey Jahre darauf, 1645, er-
folgte die eigentliche Belagerung der Stadt und des Spielberges durch
das Heer der Schweden, unter der Anfuhrung des berühmten und siegrei-
chen Torstenson. Aber durch die tapfere Gegenwehr der Besatzung und
der Bürgerschaft, unter Oen. So uches, wurde dieHoffnüng des Feindes so
vereitelt, daß er ohne Erfolg abziehen mußte, obwohl er, wahrend der
viermonathlichen Belagerung, die Stadt häufig und mit vieler Anstren-
gung bestürmte. Nebst mancherley andern Befreyungen und Beloh-
nungen, welche, der Stadt für diese bewiesene Treue und Tapferkeit der
Bürgerschaft zu Theil wurde> erhob Kaiser Ferdinand III.'auch alle
damahligen Mitglieder des Magistrates in den Adelstand, und vermehrte
das städtische Wapen mit dem zweyköpfigen Adler. — I m Jan. 1742
näherten sich die feindlichen Sachsen und Preußen, welche der Stadt ei-
nige Wochen hindurch die Zufuhr abschnitten, aber im April die Gegend
schon wieder verließen. — 1805 und 1809 wurde B. durch die feind-
lichen Truppen .der Franzosen beunruhigt, jedoch, außer der Demo-
lirung eines Theils des Spielbergss, nicht beschädigt. Den Rang
einer Hauptstadt, welcher früher Olmutz zu Theil war, behauptet
B. nun seit längerer Zeit, nachdem es der Sitz des Landesguber-
niums., der- Justiz-, Cameral-, politischen und Militärbehörden ist.
— Topo.gr'aphie. B. liegt in einer angenehmen Gegend, ist zum
Theil auf einer Anhöhe erbaut, mit Mauern und Gräben umfangen,
hat lichte meistens gutgebaute Gassen, mehrere Plätze mit Trottoirs,
und durch seine hohe Lage reizende und ausgebreitete Aussichten, so-
wohl von der Citadelle Spielberg, als vom Franzensberge. Die Flüsse^
Schwarza und Zwitta umfließen dieStadt. Die gesammte Häuserzahl,
mit Inbegriff der Vorstädte, belauft sich auf 2,300. Die Häuser
sind meistens regelmäßig gebaut. Unter den Gebäuden der Stadt zeiche
nen sich besonders aus : Das,sogenannte Dicasterialhaus (vormahliges
Augustinerkloster), worin der Landesgouverneur wohnt, und die mei-
sten Dicasterien, wie auch die ständischen Behörden untergebracht sind.
( In dem großen ständischen Landtagssaale wird noch der Pflug aufbe-
wahrt, mit welchem Kaiser Joseph I I . bey Rausnitz ackerte.) Die
Militär-Ökonomie am Dominicanerplatze (ehemahls das Landhaus)
im großartigen Style. Das Rathhaus, mit gothischen Verzierungen,
mit dem von Win ter Halder ausgemalten Rathsaale, worin die Mav-
morbüste des Kaisers Franz, von Kiesl ing, aufgestellt ist. Das siäd-'
tische Theater, mit dem darin befindlichen Redoutensaale, auf dem Kraut-
markte; das adelige Damenstift Mariaschul mit einer Capelle; die Oar-
nisons-Caserne (ehemahliges Jesuiten-Collegium), mit 7 Höfen, einer
schönen Kirche und ständischen Reitschule (die nördliche Fronte nimmt
die ganze Iesuitengasse ein); die bischöfliche Residenz auf dem Peters-
berge ; der Olmützer Erzbischofhof; das fürstl. Dietrich stein 'sche und das
Czikan n'sche zur schönen Sclavinn benannte Haus auf dem Krautmark-
te; dann das fürstl. Kaunitz'sche, fürstl. Liech tenstein'sche und das-
gräfl. Zierotin'sche Haus auf dem großen Platze; das ehemahls fürstl.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie