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416 Budwcis.—Bücher-Censur.
B. Mitverfasser der Apologien, welche die protestantischen Stände in
Böhmen herausgaben.
BudweiS, böhm. Stadt im gleichnahmigen Kreise, mit 710 Haus.,
7,400 Einw., Kreisamt, Bisthum, 7 Kirchen, Piaristen-Gymnasium,
philosophischer Lehranstalt, Diöcesan-Seminar und theolog. Lehranstalt,
Eisenbahn, bedeutenden Pferd-und Oetreidemärlten. Auch Tuch und Sal-
peter wird hier verfertigt. B. hat hinsichtlich der Handlung eine sehr
vortheilhafte Lage an der Moldau, wo die Schifffahrt bis Prag or-
dentlich unterhalten wird, was zum großen Vortheile für die aus Triest,
Ungarn, Steyermark, Ober.österreich :c., theils nach Prag, theils
weiter nach Sachsen durchziehenden Güter gereicht. Bey mittlerer Was-
serhöhe der Moldau beträgt die Schiffsladung 400—450 Ctr. Bedeu-
tende Versendungen von hier geschehen in gefärbten Tüchern aller Gat-
tung, Leinöhl, medicinischen Oartenkräutern:c.
Budweiser Nreis in Böhmen, mir einem Flächenraum von
mehr als 79 Quadratm., ist der südlichste Theil von Böhmen, durch-
aus gebirgig. Er hat die Gebirge: Hum, Dreysessel, Horstein, Plo-
ckenstein, Hochfürchtel. Seine Flüsse sind: Die Moldau, Malsch und
Luschnitz, und er ist von mehreren stehenden Gewässern (als: derRosenber-
ger-Teich :c.) bewässert. Er ist sehr fruchtbar an Getreide, und reich an
Silber, Eisen, und hat viel Wild, Schafe und Fische. Die Industrie
besteht aus Eisen-, Glas-, Baumwollwaaren-Erzeugung und Papier-
fabrication, von welchem sich 203,375 sgrößtentheils deutsche) Einw.
in 12 Städten, 25 Marktfl. und 397 Dörfern ernähren. Der Schwar-
zenberg'sche Canal, der in diesem Kreise die Donau mit der Moldau
verbindet, ist sehr nennenswerth.
Bücher-Censur. Als die Päpste nach dem 8. Jahrhundert einen
großen Theil der politischen Regierung an sich zogen, ging ihr Streben
auch dahin, das landesfürstl. Recht über das Lesen und Nrchtlesett der
Bücher, ihrer Aufsicht unterzuordnen. Mar t i n V. excommunictrte
Alle, welche ketzerische Bücher oder die Schriften der Wiclefiten und
Hussiten lesen würden. Leo X. ließ, als im 15. Jahrhundert der Druck
die Bücher vermehrte und das Lesen bequemer machte, alle Bücher L u-
tHer's verbrennen. —> Kaiser FerdinandI . gestattete 1527 aus eige-
ner landesfürstl. Machtvollkommenheit, ohne päpstlicher Einwirkung,
den Druck und das Lesen der lutherischen Bücher nicht. Ein gleiches tha-
ten die übrigen Fürsten, erlaubten aber jene Bücher, welche ihre Wür-
de und Gerechtsame gegen die Geistlichkeit vertheidigten. — Papst
Pau l IV. ließ sich nicht hindern, alle Bücher zu verbiethen, welche die
weltlichen Fürsten wider die Eingriffe der Geistlichkeit in Schutz nahmen.
Die dadurch beleidigten Fürsten brachten 1562 ihre Klagen bey dem Con-
cilium zu Tr ient vor; viel wurde darüber gestritten, jedoch kein Ent-
schluß gefaßt. — Kaiser Max imi l ian I I . , unwillig über diese Ver-
zögerung, ordnete 1573 bey der n. ö. Regierungsbehörde eine eigene
Censur an, welche späterhin an die Wiener Universität übertragen wur-
de, und sohin, besonders bezüglich der cheolog. Bücher, in die Hände der
Jesuiten fiel. 1751 erfolgte die Einleitung, daß das Censurwesen nach
verschiedenen Fächern an bestimmte Censoren überging, wie van
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie