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Bürger -M i l i t ä r . 427
1796 ein bewaffnetes Bürgercorps, dessen Bestätigung 'zwey Jahre
spater erfolgte. — Dle ältesten Nachrichten vom Bürgercorps zu Grätz
sind von 1728, obgleich schon weit früher ein solches vorhanden gewesen
seyn muß, weil in mehreren Acten die etwas sonderbare Behauptung
vorkommt, das; das Orätzer Bürgercorps vom Ursprünge der Stadt
an bestanden habe. In dem angegebenen Jahre, wo die Huldigung
Carl VI. zu Grätz Statt hatte, ward nebst dem Bürgercorps noch
ein besonderes Corps des Handelsstandes errichtet, welches aber bald
wieder erloschen zu seyn scheint. Als 1765 die Kaiserinn Maria
Theres ia diese Stadt besuchte, fand sich die Bürgerschaft da«
durch veranlaßt, sich neu zu kleiden. Die Uniformen waren ganz
jenen des savoy'schen Regiments gleich, und das Corps bestand aus
einer Grenadier - und einer Füsilier - Compagnie. Gleichzeitig wurde
ein Iagercorps errichtet, welches seine besondere Fahne hatte. Dieses
war 100 Mann, die Bürger-Division beyläufig vier Mahl so stark.
Es ward zwar noch die Errichtung eines dritten, roth und schwarz
zu kleidenden Corps (immer schlechtweg das rothe Corps genannt)
in Anregung gebracht; dieser Plan ist aber nicht zur Ausführung ge-
kommen. Unter der Regierung Leopold's I I . kam noch ein Cavalle«
riecorps hinzu. Die Port-Epees der bürgerl. Officiere sind, um von
jenen der Militär-Officiere unterschieden zu werden, nicht von Gold
mit schwarzer Seide, sondern ganz von Gold. — Die Lemberger
Bürgermiliz wurde 1797 errichtet. Sie bestand aus der Schützen«
Gesellschaft, dem Artilleriecorps und dem Corps des Handelsstandes.
Erstere wurde grün mit schwarzen Aufschlagen und gelben Unterklei-
dern , das Artilleriecorps blau mit rothen Aufschlägen und schwär«
zen Beinkleidern, das Corps des Handelsstandes dunkelblau mit schwär»
zen Aufschlägen und weißen Unterkleidern uniformirt. Als Ehren«
zeichen der Officiere aller drey Abtheilungen wurden goldene mit
rother Seide durchwirkte Port-Epees und ähnliche Hutquasten bewil-
ligt. Damit nicht in Abwesenheit der Garnison die Beschwerde des Wach«
diellstes ausschließend diesen drey Corps zur Last falle, ist 1316 die
Einrichtung getroffen worden, auch die nicht uniformirte Bürgerschaft
zum Garmsonsdienste zu verwenden; zugleich wurden Cassen errichtet,
um mittelst Einzahlung mäßiger Beyträge den Bürgern die Anschaf-
fung der Uniformen und den Eintritt in die Corps zu erleichtern. —
Die Reise des Kaisers durch Linz 1792, veranlaßte dort die Errich-
tung zweyer bürgerlichen Corps, unter dem Nahmen des grünen und
des blauen, wovon das erste zu Fuß diente, das andere beritten war.
—- Auch zu Klagenfurt war es ein eben so freudiges Ereigniß,
welches die Bildung des Bürgercorps herbeyführte, nähmlich die Reise
der Kaiserinn Maria Theresia durch die Hauptstadt von Kärn-
then 1765. — In Tyrol ist bekanntlich die ganze Bevölkerung zur
Landesvertbeidiauna berufen. 1763 war den Officieren der tyrol. Scharf-
-theidigung beruf«
schützen gleich jenen der Wiener bürgerl. Schützen-Compagnie, Port-
Epees, Schnüre und Quasten zu tragen erlaubt, nachdem ihnen schon
3 Jahre früher Port-Epeeä von rother Farbe mit Gold zu tragen be-
willigt worden war. — Die Brswnmung und Pflicht der Bürgercorp.<
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie