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Heeren, von beyden Seiten des Flusses, die Schiffe, die sie, als die
türkische Flotte ihnen entgegenkam, bestiegen, um den Angriff zu
leiten. Hunt) ad befehligte auf der rechten, C. auf der linken Seite,
jener mit dem Schwerte, dieser mit dem Crucifix in der Hand, jener
an den Waffenruhm der Ungarn und die Gefahr des Vaterlands die
Seinigen erinnernd, dieser den Streitern Christi den gewissen Sie.q
verheisiend. Der Kampf war hart und langwierig, endigte aber mit der
gänzlichen Zerstörung der türkischen Flotte. — Doch wie nützlich C.
durch die Zusammenbringung und Leitung des Kreuzheeres schon wurde,
so sollte bey der Vertheidigung von Belgrad sein Verdienst um
Ungarn und die gesammte Christenheit doch noch höher steigen. Ma-
homed hatte beschlossen, Belgrad um jeden Preis zunehmen, und
ließ den Platz so lange ununterbrochen beschießen, bis große Offnungen
in den Festungswerken entstanden, die den Türken das Eindringen in
die Stadt erleichterten. Die Besatzung zog sich ins Schloß zurück, und
selbst der tapfere Hunyad gab die Stadt verloren. Nicht so aber C.,
der sein schlecht bewaffnetes Kreuzheer herbeyführte, sich an die Spitze
desselben stellte, und auf das heldenmüthigste.kampfend, den Türken den
Übergang über die Brücke, die aus der Vorstadt nach der Stadt führte,
verwehrte. Der Sultan geboth nun einen allgemeinen Sturm, befahl
die Graben auszufüllen, und lies; durch die Maueröffnungen seine
Krieger in die Stadt eindringen. Doch auch jetzt verlor C. den Muth
nicht, sondern stellte sich dem furchtbaren Feinde muthvoll entgegen.
Seine von ihm zu übermenschlicher Anstrengung begeisterten Kreuzfahrer
kämpften mit Löwenmuth gegen die Angreifenden, als auch Hunyad
mit seinen Kriegern herbeykam, das ganze türkische Heer in die
Flucht geschlagen wurde, und eine völlige Niederlage erlitt. In der
Krankheit dieses Helden, die eine Folge der großen Anstrengungen vor
Belgrad war, und der er unterlag, wich C. nicht von dessen Lager.
Die heldenmüthige Vertheidigung Belgrad's, von welcher damahls
allein die Rettung Ungarns und der angrenzenden christlichen Lander
abhing, muß der einflußreichen Wirksamkeit C.'s verdankt werden. Der
Gifthauch des Schlachtfeldes bey Belgrad hatte auch ihn auf das
Krankenlager geworfen. Wahrend seiner Krankheit besuchte ihn der
König Ladislaus. Er starb den 23. Oct. 1456 in dem Franciscaner-
kloster zu I l l o ck. — Die Sittenreinheit dieses außerordentlichen
Mannes, sein Eifer für die Religion, die Alles überwältigende Kraft
seiner Rede, endlich der große Erfolg des von ihm zusammengebrachten
und geleiteten Kreuzheeres; dieses Alles machte schon bey seinem Leben
seinen Nahmen durch ganz Europa, besonders aber in Ungarn, hochver-
ehrt, und der Glaube, daß er ein Heiliger und Wunderthater sey, war
allgemein. Der Ruf von seiner Wunderkraft vermehrte sich nach seinem
Tode. Das Volk wallte scharenweise zu seinem Grabe, und viele Um-
stände sollen es dargethan haben, daß C. ein Fürbitter bey Gott und
des Ranges eines Kirchenheiligen würdig sey. Schon 4 Jahre nach sei-
nem Tode bemühte sich der König Mathias Corvinu s um C.'s ^ ci-
ligsprechung, die jedoch damahls nicht erfolgte. Erst seit 1b80 wurde er
von Alexander VI I I . zum Kirchenheiligen erhobrn, und der 23. Ocl.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie