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Car l A m b r o s , Erzherzog . 455
semer Regierung auf das Thätigste besorgt, den Flor seiner weitläufigen
Staaten zu erheben und den Kunstfleiß seiner Unterthanen anzueifern.
Besonders war er für Musik eingenommen, seine große ital. Oper war
ausgezeichnet zu nennen, der Kaiser war selbst sehr musikalisch gebil-
det, und dirigirte nicht selten bey Privatvorstellungen in der kaiserl.
Favorite am Flügel, wahrend seine Prinzessinnen die Bühne betraten.
Wien verdankt dem kunstsinnigen und prachtliebenden Kaiser mehrere
der herrlichsten Gebäude. Durch ihn entstand die prächtige Carlskirche, die
Neichskanzley, das kaiserl.Bibliotheksgebäude, die große Sommerreitschüle,
sämmtlich durch den berühmten Fischer von Erlach erbaut; auch das
majestätische Gebäude der k, k.Marställe verdankt ihm seine Entstehung,
so wie die verschiedenen laiserl. Kunstsammlungen wichtige Bereicherun-
gen. Nicht weniger war er auch für Emporbringung von Industrie und
Handel in seinen Staaten besorgt, so errichtete er z. B. die levantische
Handelsgesellschaft, baute Häfen an der Küste des adriatischen Meeres
und errichtete den Freyhafen Triest. Von seiner Gemahlinn Elisabeth
von Braunschweig-Wolfenbüttel hatte C. folgende Kinder: Leopolds
geb. und gest. 1716; Mar ia Theresia, geb. 1717, seme Nachfol-
gerinn in der Regierung; Mar ia Anna, geb. 1713, vermählt an
Herzog Carl von Lothringen, Bruder desnachherigenKaifersFranzl.,
gestorben 1744.
Car lAmbros, Erzherzog von Osterreich-Este, königl. Prinz
von Ungarn und Böhmen, war geb. zu Mai land 1785, vierter Sohn
des Erzherzogs Ferdinand und der Erzherzoginn Mar ia Beatr ix
von Este. Er war in seinen Knabenjahren von sehr schwächlicher Gesund-
heit, gewöhnte sich jedoch durch häufige körperliche Leiden so sehr an
Ergebung und Geduld, daß der geistliche Stand, dem er bestimmt wurde,
recht sein eigentlicher. Beruf zu nennen war. Er wurde auf der Burg zu
Szerencs in der Zempliner Gespanschaft in Ungarn zum geistlichen
Stande vorbereitet und machte in kurzer Zeit solche Fortschritte in seinem
Berufe, daß er, noch bevor er das kanonische Alter erreicht hatte, vom
Kaiser Franz I. in Berücksichtigung seiner ausgezeichneten Kenntnisse
und seines Eifers mit Einwilligung des römischen Stuhles zum Admini-
strator des Bisthums vonWaitzen und nach kurzer Zeit zum Erzbischof
von Gran und Primas des Königreiches Ungarn ernannt wurde. In
allen seinen hohen Würden zeichnete er sich durch Verdienste um die Kirche,
den Staat und die Wissenschaften aus, dabey war seine Wohlthätigkeit
ohne Gränzen. Als man ihn, da 1303 viele Familien in den niedrig ge-
legenen Vorstädten Ofen's durch eine große Überschwemmung ihre Habe
verloren hatten, erinnerte, daß durch seine königl. Freygebigkeit gegen
die armen Verunglückten seine Casse ganz erschöpft sey, antwortete er
ruhig: ),I)6U8 proviciekit!" Besonders lag ihm auch die Erziehung und
Bildung der jungen Geistlichen sehr am Herzen und der ungarische Clerus
hat ihm in dieser Hinsicht viele Verbesserungen zu verdanken. Er bereiste
selbst, oder ließ, wenn er durch Geschäfte verhindert war, öfters seine
Diöcesen bereisen, um die Bedürfnisse der Geistlichkeit und des Volkes
zu erforschen, die Armen und Hülfebedürftigen zu trösten und zu unter-
stützen und ließ sich bey der Rückkehr seiner Stellvertreter genaue Dar-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie