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Carl Ludw. Erzherzog. 457
ten Niederlande. 1794 befehligte er in der Schlacht bey Landrecy
eine Division, bey Tournay und Cou r t ray gegen Pichegru
den ganzen linken Flügel, bey F leurus das Centrum. Hierauf kam
er als Feldzeugmeister zur Armee des Oberrheins, die der Herzog
Albrecht von Sachsen-Teschen commandirte. 1795 blieb er wegen ge-
schwächter Gesundheit in W i e n. Im May 1796 erhielt der Erzherzog
C., nachdem der siegreicheCl erfa y t das Commando niedergelegt hatte,
den Oberbefehl über die Armee am Niederrhem, und als W urmser,
Befehlshaber am Oberrhein, mit 40,000 Mann nach Italien abberufen
wurde, dasObercommando über dieganzeRheinarmee. Ende Iunywurde
er an 2 Puncten von I o u r d a n , der unterhalb Coblenz über den
Rhein ging, und von M o r e a u , der bey Keh l den Übergang er-
zwang, angegriffen, und mußte sich, trotz der hartnäckigsten Verthei-
digung, im Treffen bey Matsch vor der großen Übermacht zurückziehen.
Rasch drang I o u r d a n auf dem linken Donau-Ufer, doch weit nörd«
lich dieses Stromes durch Franken gegen Nürnberg , Moreau durch
Schwaben und Bayern gegen Regensburg vor. Vorsichtig und
klug zog sich der Erzherzog zurück , doch plötzlich warf er, ohne daß
Moreau es bemerkte, einen beträchtlichen Theil seines Heeres, den<
selben von der Vertheidigung gegen Moreau heimlich abziehend, vom
rechten nach dem li,nken Donau-Ufer, schlug Ende Augusts und Anfang
Septembers I o u r d a n bey Te in i ng , Amberg, Würz bürg /
und nöthigte ihn, in wilder Flucht über den Rhein zurückzukehren,
wendete sich sodann gegen M o r e a u , und zwang denselben, da er
dessen Flanken und Rücken immerwährend bedrohte, ebenfalls zum Rückzug.
Die Siege des Erzherzogs an der Elz bey Em men dingen und Sah-
l ingen, im Oct. 1796, zwangen M o r e a u , von seinem Rückzüge nach
Kehl ab, und oberhalb Basel über den Rhein zu gehen. Nun wurde
Kehl und der Brückenkopf von Hün ingen belagert, allein noch ehe
sie erobert waren, wurde der Erzherzog C. im Frühjahr 1797 nach Italien
abberufen. Dort war Bon aparte rasch vorgedrungen, hatte Beau-
lieu's, Wurmser 'sund Alvinczy's Armeen geschlagen, M a n t u a
erobert, und rückte jetztgegen die österr. Erbstaaten vor. Der Erzherzog
fand dort eine schwache Armee, die Verstärkungen vom Rhein folgten
ihm langsam; dagegen hatte Bonapa r te 3 Divisionen Verstärkung
erhalten. Der Erfolg war vorauszusehen. I o u b e r t drang in Tyrol
ein, besetzte B r i xen und hatte vom Brenner herab die Eingänge in
das Innthal und durch das Pusterthal nach Kärnthen in Besitz. B o-
naparte selbst warf die Österreicher am Tagliamento zurück, drang
an den Isonzo vor, nahm Gradisca und Tr iest , und zwang die
Generale Ba jo l i ch , Ocs lay und Ora f fen zu capituliren. So
war denn der Erzherzog trotz der größten Tapferkeit, die er entwickelte,
bis Iudenburg und Leoben in Steyermark zurückgedrängt worden.
Es erfolgte der Waffenstillstand von I u d e n b u r g , und bald (am 13.
April 1797) der Präliminarfrieden von Leoben. Nach dem Frieden
von Campo Formio (17. Oct. 1797) wurde der Erzherzog C. zum
Gouverneur und Oeneral-Capitän von Böhmen ernannt. Er verweilte
theils zu Prag, theils suchte er in den Badern zu Teplitz feine.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie