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462 Carl Leopold, Herzog v. Lothringen.
treten werden, da Friedrich I I . in Böhmen eingefallen war. Er wur-
de so meisterhaft vollzogen, daß das Heer gerettet in Böhmen ankom-
men, und die eingedrungenen Preußen ganz herauswerfen konnte. Durch
die Vermahlung mit der Erzherzoginn Mar ia Anna, Theresien!s ein-
zigen Schwester, knüpfte er in demselben Jahre ein doppeltes Verwandt-
schaftsband mit dieser Herrscherinn, welche ihn jetzt zum General-Eapitan
der Niederlande ernannte. Das Jahr 1745 war durch die Verlornen Schlach-
ten bey St r iegau und Trauten au, in welchen er das Heer befehligte,
für ihn nicht glücklich. Nach dem Dresdner Frieden ging C. auf seinen
Posten als Statthalter der Niederlande, und wohnte der Schlacht von
Rocroy 1746 bey, wo der Herzog von Cumberland den Oberbefehl
führte. Aus den Niederlanden wurde er beym Ausbruch des siebenjähri-
gen Krieges im 2. Feldzuge zum Commando des Heeres in Böhmen be-
rufen. Er verlor hier im May 1757 die berühmte Schlacht bey Prag
nach einem hartnackigen Widerstände, warf sich in die Stadt, wurde
eingeschlossen, und erst durch den Sieg bey Collin befreyt. Nun ging er
dem Heere des Herzogs von Braunschweig-Bevern entgegen, und schlug es
bey Bres lau im November, wofür Friedrich bey Leuthen am 5.
Dec. eine blutige Genugthuung nahm. Der Herzog legte nun den Be-
fehl nieder, und sorgte von jetzt an für das Beste der Niederlander auf
eine Weise, welche ihm allgemeine Liebe erwarb. Dort starb er auf
dem Schlosse Teruen am 4. Iuly 1730.
Carl V. Leopold, Herzog von Lothringen, laiserl. General-
Lieutenant, des heil. röm. Reichs Feldmarschall; Ritter des goldenen
Vließes :c. derTürkenbesieger,war geb. zu Wien 1643. Da sein Oheim,
Herzog Car l IV., sein Land an Frankreich verloren hatte, nahm sich
der kaiserl. Hof des jungen Herzogs an, er wurde mit dem Erzherzog
(nachmahligen Kaiser) Leopold erzogen, seine Studien vollendete er
jedoch in Par is. Trotz aller Bemühungen konnte er aber das vorent-
haltene Erbe seines Hauses von Frankreich nicht zurückerhalten; im Gegen-
theile verhinderten noch französ. Ränke mehrmahls seine Vermählung und
zweymahl die Aussicht auf den polnischen Königsthron. 1662 verließ der
Prinz Frankreich, und wendete sich sogleich an seinen Jugendfreund
Leopold, der inzwischen den Kaiserthron bestiegen hatte. Erfand in
Wien die bereitwilligste Aufnahme, und der Kaiser übergab ihm so-
gleich ein Cavatterie-Regiment, mit welchem sich der Herzog bereits in
dem Treffen bey St . Gotthard (1664) sehr auszeichnete. Sechsmahl
rannte er gegen den Feind, und erbeutete eigenhändig mit großer Ta-
pferkeit eine Fahnenlanze. Bald darauf leistete er auch in dem Feldzuge
gegen die ungar. Mißvergnügten wichtige Dienste, und eroberte, an
der Spitze der Freywilligen, das feste Schloß Murany. In den Feld-
' zügen gegen die Franzosen von 1672 bis 1675, bildete sich C. vollends
zum Heerführer aus, und die Zwischenzeit mit ihren Unfällen war für
ihn fruchtbar an Beobachtungen. Er war siegreich in den Gefechten am
(s. d.) den Prinzen 1676 zum
Oberfeldherrn vorschlug, zu welchem er auch unverzüglich ernannt wur-'
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie