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C a r l s b a d. 471
Einwohner des Bergdorfes T h i e r g a r t e n Hieher, und verlieh
den künftigen Bewohnern C.'s alle Freyheiten einer königl. Stadt, ja
erlaubte sogar, daß diese seinen Nahmen führen dürfe. Der Ruhm der
wohlthätigen Wirkungen des Wassers verbreitete sich von Jahr zu Jahr
mehr, und in eben dem Maße nahm die Zahl der Curgäste zu. Ein an-
derer Schriftsteller, der besser unterrichtet seyn will, bezweifelt die Ge-
schichte mit dem Jagdhunde und gibt nur überhaupt an, daß Carl IV.
an dieser Stelle einen Badeort erbauen ließ, und mehrere Ansiedler
herbeyrief, denen er mancherley stadtische Privilegien verlieh und einen
Theil der benachbarten Ländereyen schenkte, woraus mit der Zeit die
jetzige Stadt C. entstand. Von Kaiser Carl mit Vorrechten begabt,
und durch W l a d i s l a w kräftig gegen die 'Ansprüche benachbarter
Edelleute beschützt, wurde C. auch von mehreren spateren Monarchen
Böhmens mit nahe liegenden Besitzungen, Geldsummen, Steuer-
nachlässen u. s. w. beschenkt. Unter diesen Wohlthätern werden vor-
züglich Rudolph I l r , Ferdinand I I . , Ferdinand I I I . , Leo-
pold I . , Joseph I. , Car l V I . , Mar ia Theresia, und vor
allen der jetzt herrschende Kaiser Franz I. genannt, welcher nicht
nur alle Privilegien der Carlsbader, Befreyung von Militär-Einquartirun-
gen u. s. w. bestätigte, ihnen manche andere Lasten erließ, und dem Hospital
den Posthof schenkte, sondern sogar mitten in den verheerenden Kriegen
gegen Frankreich mit einem Aufwande von 160,000 st. die Kunststrasie in
das Carlsbader Thal erbaute; sie ist eines der herrlichsten Denkmähler der
neuen Straßenbaukunst und biethet eine wahrhaft entzückende Aussicht
in den blühenden Thalgrund dar. Ein nicht minder erfreuliches Werk,
welches C. der Huld des Kaisers verdankt, ist die 1326 am Fuße
der Kunstsiraße erbaute schöne und solide Granitbrücke über die Eger,
aus einem einzigen Bogen bestehend. — Topographie. Die Stadt
zahlt über 500 Häuser und bey 3,000 Einw., ihre Häuser verzweigen
sich in drey Thäler und werden von dcm Hammerberge, dem Kreuzberge
und dem Lorenzberge umgeben. Die Aussicht von diesen Höhen, beson-
ders vom Kreuzberge, ist wahrhaft entzückend. Über der Stadt schwebt
immerwährend ein feiner Dampf, der einen ganz eignen Geruch verbrei-
tet. Obschon noch jetzt viele Gebäude im Innern von Holz sind, so ist
doch ihr Aussehen im Ganzen ungemein gefällig und fast alle sind zur
Aufnahme Fremder geeignet, für deren Bequemlichkeit und Unterhal-
tung überhaupt immer auf das Beste gesorgt wird. Die schönsten Häuser
stehen auf der sogenannten alten Wiese am linken Ufer des Teplstusses.
Dieser Platz ist mit vielen Buden und Bäumen besetzt; am rechten Ufer
des Flusses, ihm gegenüber, liegt die neue Wiese, auf welcher das
Schauspielhaus (nach dem Muster desManheimer) erbaut ist. Das sächs.
und böhm. Ballhaus, so wie das sogenannte polnische Haus sind durch
geschmackvolle Säle ausgezeichnet, wo sich oft die glänzendsten Zlrkel
bilden. Sehenswerth ist auch noch das alte Rathhaus mit der Statue
Carl 's IV. , die Kirche und die, erst 1326 aus Granit in einen
Bogen erbaute Brücke über die Eger (Kaiser Franzensbrücke) mit
96 Fuß im Lichten und 30 F. in der Breite. Das Merkwürdigste
und Wichtigste sind jedoch die 3 Mineralquellen, welchen die Stadt
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie