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C e l t e s.
Hufe seiner Vorlesungen gab er schon im April 1492 seine/ vorzüglich
nach Cicero bearbeitete Upitoine Akctoi-icac; heraus/ wobey sich
eine besondere Anweisung zum Briefschreiben und zur Gedächtnißkunst
besindet. Bey Gelegenheit einer Reise / die er im Oct. 1492 nach
Wien machte, dachten seine dortigen Freunde auf Veranstaltungen,
ihn ganz dorthin zu verpflanzen. C. suchte daher um die Verlängerung
seines Lehrgeschäftes in Ingolstadt gar nicht nach, ging aber doch
nicht nach W i e n , sondern nach R e g e n s b u r g , wohin ein
gelehrter Domherr, Johann Tolophus, ihn auf eine sehr ehren-
volle und schmeichelhafte Weise eingeladen hatte. Bey diesem lebte er
ohne öffentliches Amt, wiewohl nach eigenem freyen Willen mit Unter-
richt beschäftigt, bis in den Herbst 1493, wo er durch Schwaben, über
Heidelberg nach Mainz reiste, und hier im Hause des gelehrten
Arztes Theodor ich Gresemunt den Winter hindurch lebte. In
dieser Zeit ist ohne Zweifel auch der Anfang der berühmten rheini-
schen Gelehrten-Gesellschaft zu suchen, die in C. ihren Stifter verehr-
te, und sich daher auch wohl die Celtische Gesellschaft nannte. — Nun
wurde C. als Professor der Rede- und Dichtkunst, mit allen Rechten
und Vortheilen der übrigen ordentlichen Professoren in I n g o l -
stadt angestellt, und kehrte daher ohne Bedenken dahin zurück.
Freudig aber nahm er den Ruf an, den er jetzt unmittelbar vom Kaiser
Max imi l ian I. nach Wien erhielt, wohin er im Herbst 1497 ab-
ging. Er vereinigte hier mit dem Lehramte der Beredsamkeit und Dicht-
kunst auch das der Philosophie, Geschichte und Geographie, und leg-
te bey allen diesen Vorträgen meistens Werke der alren Classiker zum
Grunde. Zugleich übernahm er die Aufsicht über die kaiserl. Bibliothek,
die durch ihn eigentlich zuerst in Stand gesetzt wurde, und stiftete nach
dem Muster der rhein. Gelehrten-Gesellschaft, eine danubische, die auch
den Nahmen der österr. oder pannonischen führte, und an welche sich
Augustin von Olmütz, P ier ius Grachus, Johann Cuspi-
nianus, Hieronymus Ba lbus , und andere der ausgezeichnet-
sten Gelehrten Wien's und der umliegenden Länderanschlossen. — Mit
Erlaubnis; und Unterstützung des Kaisers begann er die größte seiner
Reisen 1493. Er reiste zuerst in die Schweiz, zu den Quellen des
Rheins, und folgte dann dem Laufe dieses Flusses, wobey er unterwegs
auf der Insel Reichenau verweilte, und seine Freunde zu Basel,
St raßburg und an andern Orten besuchte. Im May 1499 schiff-
te er nach Thule (womit ohne Zweifel Island gemeint ist). Seine
Rückreise machte er, so weit es sich thun ließ, größtentheils zu Lande,
und sah daher unterwegs Lappland und Liefland. In seiner Heimath wie-
der angekommen, ging er sogleich nach Tyrol, wo sich der Kaiser auf-
hielt. Derselbe stiftete zu Wien ein ^ol l^ iuni poLticuln, als
einen besondern Theil der Universität, welches aus zwey Lehrern der
Dichtkunst und Beredsamkeit, eben so vielen Lehrern der Mathematik und
einigen (wahrscheinlich 12) Studirenden bestand, denen ein eigenes Haus
eingeräumt und bestimmte Stipendien angewiesen wurden. Der jedes-
mahlige ordentliche Professor der Dichtkunst (I^cclor oi-^lnarius ni
bey der Universität, damahls C., wurde zum beständigen Auf-"
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie