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e l t e s.
seher und Vorsieher des Collegmms bestimmt, und erhielt als solcher das
Recht, Dichter zu krönen, welche dieselben Rechte und Vorzüge, wie
die vom Kaiser unmittelbar gekrönten Dichter, genießen sollten. Am 1.
Febr. 1502 wurde das neue Collegium feyerlich eingeweiht. — C. ver-
lebte die übrigen Jahre seines Lebens zu Wien größtentheils in stiller,
aber fruchtbarer Thätigkeit. Ehe er noch dazu kommen konnte, die
Früchte seiner mühsamen Studien, Reisen und Forschungen, wie er
Willens war, der Welt mitzutheilen, starb er am 4. Febr. 1503, also
wenige Tage nach der Vollendung seines 49. Jahres zu Wien; noch
heute ziert sein Grabmahl die Außenseite des St. Stephansdomes. Ob-
gleich C. eigentlich in keiner Wissenschaft ausschließlich und zu ihrer in-
neren Vervollkommnung gearbeitet hat, so hat er sich doch um mehrere
derselben, und besonders um das ganze wissenschaftliche Leben seiner und
der zunächst folgenden Zeit große Verdienste erworben. Am meisten
glänzte er unter seinen Zeitgenossen als Dichter. Am verdienstvollsten
sind seine Oden; weniger poetischen Werth haben seine Elegien, und
die Sammlung derselben, die er, den Ovid nachahmend, ^mores ge-
nannt hat, ist in mancher Hinsicht ganz mißlungen zu nennen, obwohl
sie einzelne schätzbare Stücke, und besonders viele Nachrichten zu seiner
Lebens- und Reisegeschichte enthält. Auch seine Epigramme geben meist
nur metrische Prosa. Seine dramatischen Gedichte, von denen nur zwey
durch den Druck bekannt geworden sind, gehören mehr zur lyrischen Gat-
tung, und haben vom Drama wenig mehr, als die Vertheilung ihres
Inhalts unter verschiedene redend aufgeführte Personen. Ein episches
Gedicht, Theodoriceis, welches vermuthlich sein Hauptwerk geworden
wäre, blieb durch seinen Tod unvollendet. — Sein größtes und blei-
bendstes Verdienst hätte er sich ohne Zweifel in der Geschichte erworben /
wenn ihn sein früher Tod nicht verhindert hätte, die großen Plane seines
Lebens auszuführen. Durch seine Forschungen in den Bibliotheken kam
manches längst vergessene, wichtige Werk wieder ans Licht, wie die be-
rühmte Reisecharte des röm. Reichs, die nach C.'s Tode an Peu tinger
kam, und daher unter dem Nahmen der I'abula peutinFeriana (s.
Hofbibliothek) bekannt ist; die Werke der Roswitha und das histo-
rische Gedicht eines unbekannten Verfassers, Ligurinus genannt, wel-
ches die Thaten Kaiser Friedrich's I. besingt. — Von seinen Schrif-
ten, die jetzt fast alle zu den literarischen Seltenheiten gehören, nen-
nen wir hier nur die merkwürdigsten: ^1-5 versilican^i et carminum.
Ohne Druckort und Druckjahr. Zwey Ausgaben, die eine ganz gewiß
zu Leipzig 1436, die andere aber nicht vor 1437, weil der Verfasser
schon das Prädicat eines gekrönten Dichters führt. — ?ro5enticuiii
ac^ viv. ^rieäericum I I I . pro laurea ^poilinari. Nürnberg ohne
Druckjahr (1437). Eb. 1500. — Npiwme in Mramaue (^
i Mili85im0. Ohne Druckort und Druckjahr (1492). —
Üpiwme cle munäo 8en (^asmoßi-apkia. Memmingen, 1494. Wien,
1497. (C. brauchte dieß Buch zur Grundlage seiner philosophischen Vor-
lesungen.) — Opera Nl05vit36 i1lu3ti'i3 vii-^ini'8 et inonialik 6er-
Nürnberg, 1501. — Ynatuoi- libri
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie