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Chemische Fabrikate. 52l
und führte in der zweyten Hälfte des Octobers eine Truppenabtheilung
zu dem Blockadecorps von Dresden, wo ihm der Auftrag gegeben
ward, dem Marschall S t . Cyr zu eröffnen, daß die mit dem Ober-
befehlshaber des Belagerungscorps, Grafen K lenau , geschlossene
Convention die Genehmigung des Generalissimus nicht erhalten habe.
Erging, nachdem der Marschall sich in das Los der Kriegsgefangen-
schaft gefügt, nach Theresienstadt zurück, ohne weiter thätigen
Antheil an den folgenden Kriegsereignissen zu nehmen, und ward nach
der Organisation des lombardisch-venetianischen Königreichs, Stadt- und
Festungscommandant von Vened ig , wo er am 10. May 1325 starb.
Hat er auch hauptsächlich nur durch jene merkwürdige Achrserklärung ein
allgemein historisches Interesse erlangt, so ist ihm doch als einem der
ausgezeichnetsten Generale des österr. Heeres ein rühmlicher Platz in dessen
Kriegsgeschichte sicher.
Chemische Fabrikate. Die Fabrikation der chemischen Waaren
ist, wie sich von selbst versteht, keine zünftige Beschäftigung, und es
werden auf die Betreibung derselben einfache und Landesfabrikbefugnisse
verliehen. Die Waaren, welche die chemischen Fabrikanten verfertigen
dürfen, wurden 1819 genau bestimmt, auch die Gränzlinie zwischen
den Apothekern und den Fabrikanten chemischer Waaren festgesetzt. Wird
eine Befugnis; ertheilt, so muß der Fabrikant bey Erlangung derselben
genau den chemischen Proceß anzeigen, und sich der Aufsicht über seine
Manipulation unterwerfen. Er darf den Ort seiner Fabrikation nicht
eigenmächtig verlassen oder ausdehnen. — Die Waaren selbst lassen sich,
in so fern dafür einzelne Fabriken bestehen, in 4 Abtheilungen bringen:
1) in Salmiak, 2) in raffinirten Weinstein, 3) in Mercurial-Präpa-
rate, und 4) in die Präparate der eigentlichen chemischen Producten-
fabriken. Im Folgenden sind diese Gegenstände, in so weit deren Erzeu-
gung den osterr. Fabrikanten gestattet ist, einzeln aufgeführt, auch
bey jedem Präparate die beste und neueste Bereitungsart in Kürze an-
gegeben. — Die Fabrikation der chemischen Waaren wird theils in vielen,
für einzelne Artikel bestehenden Fabriken, theils in Fabriken für eigent-
liche chemische Waaren, theils auch in Apotheken, chemischen Labora-
torien, Färbereyen, Bleichanstalten, Druckfabriken:c. betrieben. Die
bedeutendste Fabrik ist die k. k. Salmiak-, Vitriolohl- und chemische
Waarenfaörik zu Nußdorf bey Wien. Die Fabrik erzeugt nebst der
k. k. Fabrik zu H a l l in Tyrol, und den kleineren Privatfabriken im
lombardisch-venet. Königreich den ganzen inländischen Bedarf an Sal-
miak. Die k. t. Nußdorfer Fabrik bereitet jährlich nahe an 600 Ctr.
Salmiak, die Haller beyläufig den dritten Theil. Nebst dem Salmiak
werden in der Nusidorfer Fabrik mehrere Säuren und Salze erzeugt.
Unter ersteren nimmt die Schwefelsaure den ersten Platz ein, und es
werden dort jährlich bey 500 Ctr, in 14 meist grosien Bleykammern be-
reitet. Auch gibt es in andern Provinzen, und nahmentlich im lombar-
disch-venet. Königreiche, in Böhmen :c. größere und kleinere Unterneh-
mungen, die sich ausschließend mit der Bereitung chemischer Waaren
befassen. Böhmen hat insbesondere die bedeutende fürstl. Auersberg'-
sche Fabrik zu Gro ß-Lukaweb im Chrudimer Kreise (auf der Herr-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie