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Clesel. — Cleynmann. 561
dritten der gemeinen Zeitrechnung; dann verschiedene Halsketten, Arm-
bänder, Schnallen, Ringe, Lampen:c., und würde bey regelmäßiger
Nachgrabung noch viele Alterthümer entdecken können. Das in C. be-
sindliche Landgericht ist zugleich Criminaluntersuchungsgericht für den
eigenen Bezirk und für die Bezirke der Landgerichte Male und Fondo.
Es ist Landgericht der ersten Classe, und hat eine Bevölkerung von
15,330 Seelen. Auster der eigenen Pfarre ist in C. auch ein Franzisca-
ner-Kloster, und in der Entfernung von einer halben Stunde ein gleich-
nahmiges Schloß. Die Einwohner von C. treiben Seidenbau und Sei-
denspinnerey.
Clesel, Melchior, Cardinal und Bischof von Wien; ein durch
seine Geistesgaben und Schicksale gleich ausgezeichneter Mann. Er war
zu Wien 1553 geboren, eines Backers Sohn. Seine Altern bekannten
sich zur lutherischen Lehre, und auch er wurde darin erzogen; durch
einen Priester der Gesellschaft Jesu aber der katholischen Religion zuge-
führt, verwendete er sich mit dem regsten Eifer zum Studium der katholi-
schen Theologie. In kurzer Zeit ward er zu höheren Kirchenwürden er-
hoben, 153!) ihm die provisorische Verwaltung der Bisthümer Wien
und Wiener-Neustadt übertragen, in deren wirklichen Besitz er
1614 durch Papst Paul V. gesetzt wurde. 1616 erhielt er die Cardi-
nals-Würde. Er war auch Director des geheimen Rathes und erster
Minister des Kaisers Mathias, und stimmte bey Gelegenheit des da-
mahligen Glaubenszwiespaltes jederzeit für Duldung und Nachgiebig-
keit, wodurch er sich bey Erzherzog Ferdinand, nachherigem Kaiser
Ferdinand I I . so verhaßt machte, daß ihn derselbe ohne Wissen des
tranken Kaisers Mathias in der Burg zu Wien gefangennehmen und
in aller Stille auf das Schloß Ambras in Tyrol abführen ließ, wo
C. zwar fürstlich bedient, jedoch in der strengen Haft eines Staatsge-
fangenen gehalten und erst nach Verlauf von 2 Jahren nach der Abtey
Georgenberg übersetzt wurde; endlich erhielt er die Erlaubniß nach
Rom zu gehen, und versöhnte sich 1626 durch Vermittlung des Pap-
stes Urban VII I . mit dem bereits zum Kaiser gekrönten Ferdinand,
welcher ihn wieder zurückberief. Den 25. Jan. 1628 hielt C. unter dem
Geläute der Glocken seinen Einzug in Wien, und wurde mit allen er-
denklichen Ehren empfangen. Erstarb 1639 zu Wiener-Neustadt;
sein Leichnam wurde jedoch nach Wien gebracht, und in der großen
Frauencapelle im St. Stephansdome begraben, woselbst sich auch bey
dem sogenannten Speisaltare ganz oben an der Wand sein Grabmahl
befindet, welches ihm sein Nachfolger auf den: bischöflichen Stuhle,
Anton Wolf rath, errichten ließ.
Cleynmann, Carl,
geboren zu Frankfurt am Main den 15. Jan. 1775, wurde nach
zurückgelegten theologischen Studien und erhaltener Ordination 1796
als zweyter Prediger und Katechet zu der evangel. Gemeinde helvetischer
Confession in Wien berufen. Dem Rufe als Prediger nach Pesth fol-
gend, hielt C. am 26. Dec. 1315 seine Abschiedsrede an die Gemeinde
in Wien. Er war ein ausgezeichneter Prediger; seine Vorrrage erreg-
ten tiefe Rührung. In Wien sind mehrere seiner Predigren im Druck
Ocsterr. Nat. Cncykl. Vd.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie