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C o l l i n , M a t t h . y . — C o l l i n (S tad t ) . 571
Col l in , Matth. v., Dichter und Kritiker, war zu Wien
den 3. März 1779 geboren. Sein Talent entwickelte sich größtentheils
unter der Leitung seines Bruders Heinr. Ios. v. C. frühzeitig. Schon
in seinem 20. Jahre dichtete er eine Oper:, Calthon und Colmal. Nebst
jenem der Literatur, betrieb er auch mit vielem Eifer das Studium der
Philosophie, Geschichte und der Rechtswissenschaft, und erlangte 1304
die juridische Doctorwürde an der Wiener Universität. 1803 wurde er
Professor der Ästhetik, so wie der Geschichte der Philosophie an der
Universität zu Krakau, späterhin Professor der Geschichte der Philo-
sophie an der Universität zu Wien und zugleich Hofconcipist im Finanz-
Departement. Seit 131^ redigirte er die Wiener allgemeine Literatur-
Zeitung, und gründete 1813 die (Wiener) Jahrbücher der Literatur,
welche er mit vielen schätzbaren Aufsätzen bereicherte. Schon 1315 er-
nannte ihn der Kaiser zum Erzieher des Herzogs von Reichstadt,
welchem ehrenvollen Geschäfte C. bis zu seinem Tode am 23. Nov. 1324
vorstand, und sich sowohl die Zufriedenheit des Kaisers, als auch die
Liebe seines Zöglings erwarb. Schätzenswerth war die Ruhe seines festen
vortrefflichen Charakters. In Allem was er schrieb, zeigt sich mehr Ge-
schmack, als lebendiger Beruf zur Dichtkunst. Doch sinden wir darin
zugleich erfreuliche Denkmahle bescheidener fruchtbringender Kritik und
tiefen Studiums, in welcher Beziehung er unter den Kunstrichtern
Deutschlands einen würdigen Rang behauptet. Außer oben erwähnter
Oper gab er im Druck heraus: Bela's Krieg mit dem Vater, ein
histor. Schauspiel, Stuttgart, 1303. — Sammlung dramatischer Dich-
tungen, 4 Bde., Pesth, 1815—17, worunter auch mehreregelungene
Übersetzungen, wie z. B. des Bank'schen Trauerspiels Esser; ferner
besorgte er die Herausgabe der sämmtlichen Schriften seines Bruders,
wobey er den Charakter der Zeit, in welcher dieser lebte, historisch
entwickelte. Der berühmte österr. Orientalist Ios. v. Hammer g
eine Auswahl von C.'s nachgelassenen Gedichten, 2 Bde. , Wien,
1327, mit einem biographischen Vorwort über ihn heraus. Aufsitze
und Gedichte von ihm finden sich in vielen Zeitschriften des I n - und
Auslandes.
Coll in, Rosalie v., Schwester der beyden Dichter Heinr.
Ios. und Mat th. v. Co l l in , geb. zu Wien 1776, erhielt ihre
erste Bildung im väterlichen Hause, und wurde später durch ihre ge-
nannten Brüder zur Mege der schönen Wissenschaften angeleitet. Man
hat von ihr: Don Carvizales, Lustspiel in 4 Aufzügen, nach einer
Novelle des Cervantes, Brunn, 1323. dann Äedichte und Aufsätze
in Wiener Taschenbüchern.
Col l in, böhm. Stadt im Kaurzimer Kreise, wohlgebaut, von
Mauern umfangen, am linken Ufer der Elbe. Sie hat, sammt ihren
Vorstädten, und der stark bevölkerten Iudenstadt, 5,750 Einw., eine
gothische Stadtpfarrkirche, ein gleichfalls in gothischer. Manier gebautes
Nathhaus, verschiedene andere Kirchen, ein uraltes bewohnbares Schloß,
gewöhnlich Colliner Schloß genannt, das mit einem Zier- und botani-
schen Garten versehen ist, ein Postamt, eine Cattunmanufactur, eine
Granatenschleifmühle und Steinschneiderey. Die hiesigen Granaten
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie