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C o n g r e s s e . 591
von 26 hohen und schmalen Glasfenstern erleuchtet wird, zwischen wel-
chen 24 mehrstämmige, schlanke und höchst zierliche Wandsaulen das
vom Eingänge an 10, im Chor aber 12 Klft. hohe, spitze Gewölbe tra-
gen. Früher bestanden wahrscheinlich alle Fenster aus gemalten Schei-
ben, jetzt haben nur die 3 hohen Fenster hinter und neben dem Hochal-
tar buntgemalte Scheiben, welche sämmtlich aus dem 15. Jahrhundert
zu seyn scheinen, und worauf das Leiden Christi nebst andern bibl. Dar-
stellungen abgebildet sind, die bey ihrer Höhe und Entfernung, so we-
nig als die Schriftzeilen dazwischen, zu unterscheiden sind. Die 2 Fen-
ster ober dem Eingänge vom Stoß im Himmel sind nach Zeichnungen
des berühmten Malers L u d w i g S c h n o r r von Carolsfeld
durch den geschickten Glasmaler Gott l ieb Mohn im antiken Geschma-
cke ausgeführt. Der hohe Chor zeigt an jedem der 10 Wandpfeiler eine
Apostelstatue, unter einem durchbrochenen, fünfeckigen, mit kleinen
Pyramiden zwischen 5 Eckthürmchen geziertem Dache, welches spitz in
die Höhe steigt, von jedem Paare der Wandpfeiler aber laufen die Schlusi-
linien oben in der Spitze des Kreuzgewölbes zusammen, dessen Schluß-
steine durch eine höchst sinnreiche Wahl die 4 Zeichen der Evangelisten
nach ihrer Ordnung darstellen. Der untere Theil des Schiffs hat 12
Wandsaulen, an und neben welchen 22 fast lebensgroße Steinbilder ver-
schiedener Heiligen stehen. — Die Kirche hat 3 Eingänge, wovon der
Haupteingang unter dem hohen Fenster an der schönen Stirnseite, und
der erste Seiteneingang rechts mit steinernen, nach oben spitzig zulau-
fenden Baldachinen bedeckt, und mit schönen Figuren geziert ist. Be-'
wundernswürdig ist der 30 Klft. hohe, siebeneckige Thurm, der zwischen
dem ältern und neuern Theile der Kirche an der südlichen Seite sich er-
hebt. Oberhalb der Uhr schließt er sich in eine durchbrochene, aus Blät-
tern und Zweigen geschlungene Kuppel von ungenieiner Leichtigkeit zu-
sammen, und endigt mit einem großen Blumenkelch, aus welchem ein
Doppelkreuz hervorragt. Leider ist weder der Meister noch die Zeit des
Baues dieses schönen Monuments alter Baukunst bekannt. Zu seinem
Gipfel führen 224 Stufen, und von ihm genießt man eine herrliche
Aussicht über die Stadt und das Marchfeld. Wäre noch etwas an dieser
Kirche zu bemängeln, so ist es jene dem alten Baue nicht entsprechende
innere Einrichtung. Zwar wurde in der Kanzel und auch in einem klei-
nen Seitenaltar der altdeutsche Styl nachgeahmt, desto störender aber
wirkt der ganz moderne und fremdartige Hochaltar, welcher bey jedem
geschmackvollen Beschauer den Wunsch erweckt, es möchten sich bald die
Mittel finden, ihn gegen einen im antiken Styl gebauten zu ver-
tauschen.
Congresse, die wichtigsten neuererZeit.1)Congreß zu Wien. Als
durch die siegreichen Waffen der verbündeten Heere 1314 der durch einen
Zeitraum von 23 Jahren unterbrochene Friede in Europa wieder herge-
stellt war,wurde den I.Sept.dess.I.dergroßeCongreß zuWien eröffnet,
welcher die riesige Aufgabe zu lösen hatte,. das System des politischen
Gleichgewichtes in Europa neu zu begründen, und das Schicksal der
eroberten Länder, so wie die streitigen Interessen der größern und klei-
nern Mächte zu entscheiden. Zu keiner Zeit waren vielleicht so viele hohe
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie