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Czernin zu Chudeniy, Ioh. Rud. Graf v. 65l
sinn Theresev. S chönb o rn-Heussen stamm. Er bereiste Italien,
die Schweiz, Frankreich, einen großen Theil von Deutschland, Bel-
gien, die Niederlande und England mit reichem Gewinn für seinen
scharfbeobachtenden Verstand und seine ausgebreiteten Kenntnisse.— Nach
dem Tode seines Vaters, des Grafen Pro co p vonCzerni n, trat er sein
angestammtes ansehnliches Erbe, welches sich jedoch in zerrüttetem Zustande
befand, an. Durch zweckmäßige Verbesserung in der Verwaltung seiner
Güter, durch weise Einschränkung und musterhafte Ordnung im eigenen
Haushalte gelang es ihm, seine Einkünfte allmählig zu vermehren und
bald sah er sich reich genug, seine halbverödeten Schlösser zuSchönhof
undGestütthof den vorzüglichsten Edelsitzen in Böhmen gleich zu stellen
und die Schöpfung der berühmten, großartigen Gartenanlage in Schön-
hof zu unternehmen. — Auf seinen Reisen, vorzüglich aber wahrend
seines Aufenthalts in England sammelte er eine bedeutende Anzahl vor-
züglicher Kupferstiche, welche einen Saal und mehrere Gemacher des
Schlosses von Schönhof schmücken. Nachdem sein Wohlstand begrün-
det war, richtete er den Kennerblick auf die Meisterwerke der Malerkunst,
und es gelang ihm in dem kurzen Zeitraume von 20 Jahren seine Ge-
mäldesammlung durch Erwerbung bedeutender Meisterwerke auf einen
Standpunct zu bringen, der ihr einen ehrenvollen Platz unter den er-
sten Gemaldegallerien des österr. Kaiserftaates anweist. — Seine an-
erkannte Kennerschaft und Vorliebe für alle Zweige der bildenden Kunst
verschaffte^ ihm 1323 die Präsidentenstelle der k. k. Akademie der bilden-
den Künste, welche er bis gegen Ende 1827 rühmlich bekleidete. In-
zwischen erhob ihn 1824 die Gnade des Monarchen, wegen seiner er-
probten Rechtschaffenheit und Anhänglichkeit an das kaiserl. Haus, zu
dem ehrenvollen Posten des Oberstkämmerers. Ein Vertrauen, welches
er so rühmlich rechtfertigte, daß er 1323 zugleich zum Stellvertreter des
ersten Obersthofmeisters ernannt worden ist, von welchem Posten er je-
doch auf sein Ansuchen den 13. Jan. 1834 wieder enthoben wurde. Erbe-
schrankte seine Thätigkeit nicht allein auf diesen ausgebreiteten Wirkungs-
treis; er ward auch theils Begründer, theils thätiger Beförderer und
Mitglied der meisten vaterlandischen Bildungs- und Wohlthatigkeitsan-
stalten, z. B. der ständischen Malerschule, des polytechnischen Instituts,
des Conservatoriums der Musik uno des Nationalmuseums in Prag,
der Gesellschaft der Musikfreunde, des Vereins zur Unterstützung ver-
schämter Armen (wovon er das Protectorat übernahm), des Kirchen-
musik-Vereins von St. Anna u. s. w. in Wien. — Als Oberstkämme-
rer sind ihm, nebst andern Ämtern und Anstalten, das Naturalienca-
binet mit allen übrigen Kunstsammlungen, die Gemäldegallerie, die
Schloßhauptmannschaft, die k. k. Kammertünstler und dje Hoftheater
untergeordnet. Von seiner rastlosen Thäugkeit und seinem Eifer in die-
sen verschiedenartigen Fächern zeugen der gegenwärtige musterhafte Zu-
stand der k. k. Bildergallerie, die geschmackvolle Umstaltung des botani-
schen Gartens zu Schönbrunn, und die Kunsthöhe, welche das k. k.
Hofburgtheater unter seiner Leitung erreicht hat. — 1323 wurde er
Ritter des goldenen Vließes, und 1824 erhielt er die geheime Raths-
würde; überdies; schmücken ihn noch das Großtreuz des constantinischen
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie