Page - 684 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe A-D, Volume 1

«84 Daun, W.PH.L., Graf. —Daun, L.I.M., Graf. Linie in Osterreich. Durch grofie Verdienste um das Kriegswesen, und insbesondere durch siegreiche Waffenthaten, werden in den vaterländi- schen Annalen stets mit Auszeichnung genannt werden: Der Gründer der Hauptlinie, W i r ich Ph i l ipp Laurenz und dessen Sohn Leo, pold Joseph Mar ia (s. d.). Daun, wir ich Phi l ipp Laurenz, Graf, wurde am 19. Oct. 1663 geboren, trat, nachdem er mehrere Reisen gemacht hatte, im Negimente seines Vaters ein, und wurde vom Kaiser Leo p o ld zum Kammerer ernannt. 1696 Oberst beyStarhembe rg - Infanterie, mach- te er den Feldzug in Ungarn und die Schlacht bey Zentha mit. Spä- ter zeichnete er sich in Italien unter Eugen höchst vortheilhaft aus> besonders 1706 durch den Entsatz von T u r i n , das von den Franzosen mehrere Monathe hindurch schwer bedrangt wurde, und stieg so nach Verdienst zu den höchsten militär. Würden empor. Er ward Ritter des gold. Vließes, k. k. wirkl. geh. Rath, General-Feldmarschall, auch General-Haus- und Landzeugmeister, Stadtcommandant zu Wien, und 1713 von Kaiser Carl VI . zum Vicekönig von Neapel ernannt, nachdem er schon 1710 dort das Fürstenthum Thieno mit der neapoli- tan. Fürstenwürde von demselben erhalten hatte. Von 1725—34 war er General-Gouverneur der span. Niederlande, und spater der Lom- bardie. Er starb in Wien den 30. Iuly 1741, und liegt in der Augu- stinerkirche, nächst der Burg, begraben. Daun, Leop. Ios. Maria, Graf, Fürst von Thieno, k. k. österr. Feldmarschall, Hofkriegsraths-Präsident, Generaldirector der Militärakademie, Commandirender in Osterreich und Wien , geh. Rath, Ritter des gold. V iesies und Oroßkreuz des Maria-Theresien- Ordens, war geboren zu Wien den 25. Sept. 1705. — Wir ich, Graf D. (s. d.) sein Vater, war auch sein Erzieher auf der militär. Laufbahn. — Die väterlichen Lehren zu benutzen, und von den Übun- gen des Exercierplatzes in die wirkliche militär. Welt überzugehen, fand sein Eifer die erste Gelegenheit und sein Beobachtungsgeist die erste Nahrung in dem Ende des türkischen und im Anfange des sicilian. Krie- ges (1718 — 20). Die neuen Unternehmungen in Italien und am Rheine (1734 — 35) machten ihn zum vollendeten Kriegsmanne, und in dem folgenden Kriege gegen die Türken (1737—39) kommt er schon als ein Mann von Bedeutung vor. Im Treffen von Krotzka war er unter den verwundeten, aber auch unter den ausgezeichneten Genera- len, und erhielt nach demselben ein Regiment. Nach der Molwitzer Schlacht (1741) behauptete sich D. in seiner Stellung in Schlesien. Hlerauf folgte er dem berühmten Zuge, wodurch Prinz Car l v. Loth- ringen den Marschall Brogl ie über Pisek und Tein unter die Kanonen von Prag trieb; auch wohnte er der Belagerung dieser Haupt- 'mgeschlossenen verhindert ^ Österreicher kam. Hierbey erhlelt er den Auftrag, die Franzosen aus Dinge l f ingen zu vernei- ben, dle, dort verschanzt, kräftigen Widerstand leisteten, aber doch jtch über dle Isar zurückziehen mußten. D. folgte nun dem Feldmar-