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Daun, Leop. Ios. Maria, Graf. 885
schall Khevenhüller an den Rhein, der ihn im Leben durch Auftrage
und Empfehlungen auszeichnete, und ihm im Tode noch ein Zeichen der
Achtung in dem Vermächtnisse seiner Handschriften gab. Auch der Nach-
folger dieses Feldherrn verkannte ein so seltenes Talent nicht.Traun ver-
wendete ihn bey den bedeutendsten Unternehmungen des Feldzuges von
1744, und die Grenadiere erbathen sich ihn von dem Prinzen Car l ,
als sie die Rheininsel bey Stockstadt besetzten, und von dieser aus
durch ihr Feuer den Feind vom jenseitigen Ufer vertrieben. Noch ver-
dienstlicher wurde die Vorsicht des Feldmarschall-Lieutenants D. bey dem
Rückzüge, den erdeckte, und bey dem versuchten Angriffe des Feindes
bey Ludwigsb urg, den er derb zurückwies, und ohne Verlust seiner
Arrieregarde sich dem Heere anschlosi, das nach Böhmen eilte. Im zwey-
ten schles. Kriege befand er sich in den Schlachten von Hohenfried-
berg oder Str igau und bey Soor, und ward noch 1745 zum
Feldzeugmeister ernannt. In dieser Eigenschaft ging er nach Abschluß
des Dresdner Friedens in die Niederlande, und obschon die Feldzüge
dort 1746 und 1747 unglücklich für die Alliirten geführt wurden, so
hatte doch D. Gelegenheit sich auszuzeichnen, wie er denn z. B. bey
Laffeld die auf dem linken Flügel gedrängten Engländer und Hanno-
veraner thatig unterstützte. — Nach dem Achener Frieden (1748) war
Osterreich eifrig beschäftigt, das Mangelhafte in der Organisation der
Heere zu verbessern, und die Starke derselben auf den höchst möglichen
Stand zu bringen. D. hatte die Errichtung des Cadetenhauses, Mili-
tärakademie genannt, vorgeschlagen, und darüber 1752 die oberste
Aufsicht erhalten. Die vielen Zeichen von Achtung, die er vom Hofe
mit der Ernennung zum geh. Rath, zum Commandirenden in Wien
und zum Feldmarschall erhielt, waren ihm nur neue Antriebe in seinem
Eifer zum Besten des Dienstes; die Folgen zeigten sich wahrend des
7jahrigen Krieges. — Es ist bekannt, wie nachtheilig der zweyte Feld-
zug dieses langen Kampfes (1757) nach der Schlacht bey Prag sich ge-
staltete, in welcher Stadt 40,000 Mann des geschlagenen Heeres ein-
geschlossen waren. Da nahte D. mit dem Corps, welches der eben ver-
storbene P icco lo mini geführt hatte, zog die bey Prag versprengten
Reste dco rechten österr. Flügels an sich, lieferte die Schlacht von Col-
lin (s. d.), und war so glücklich, seinen berühmten Gegner zu schla-
gen, der auch genöthiget wurde, die Belagerung der Hauptstadt Böh-
mens aufzugeben. Das Andenken des wichtigen Tages (18. Iuny 1757)
zu verewigen, errichtete Maria Theresia den schon vorher beschlosse-
nen Militarorden, der ihren Nahmen trägt, und noch heute in der mi-
litär. Welt so hoch geehrt wird. Rühmlicher konnte D. das Großkreuz
nicht erwerben, und er erlebte auch die Freude, nach dem ersten Or-
denscapitel die Gefährten seines Sieges belohnt zu sehen. Der Feldzug
schien für Preußen einen unglücklichen Ausgang zunehmen; das Heer
des Herzogs v. Bevern war bey Breslau geschlagen, D. hatte mit
diesem Siege fast ganz Schlesien im Besitz, da aber kam der Sieger von
Roßbach der bedrängten Provinz zu Hülfe, und kämpfte den entschei-
denden Sieg bey Leu then , der die Österreicher gänzlich in die
Vertheidigung und aus Schlesien warf. Jetzt trat der Prinz Carl
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie