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50 lLndcr, Ioh. Nep.
Ander, Ioh. Nep., ausgezeichneter Historienmaler und Zeichner,
wurde gebore» zu Wien den 3. Nov. 1793. Den ersten Unterricht erhielt
er in der k. k. Akademie der bildenden Künste. Sein Talent neigte sich bald
entschieden zum historischen Fache. Seine ersten Versuche waren Vignet-
ten; dann begann er auch kleine historische Gegenstände und Porträts in
öhl zu malen. Ein 3 Fuß hohes und4 Fuß langes Ohlgemälde, Marc-
Aurel's Tod, erwarb ihm bald in Concurrenz vieler älterer Mitbe-
werber den ersten Preis der Akademie und zog dadurch die Augen aller
Kunstfreunde auf ihn. Um diese Zeit hatte bey der Anwesenheit des be-
rühmten französischen Malers Isab e y in Wien, dessen gefällige Ma-
nier in Wasserfarben großes Aufsehen gemacht. E. suchte dieselbe sich an-
zueignen, und es glückte ihm so vollkommen, daß man kaum die Copie
vom Origiuale unterschied, und er mit Bestellungen in diesem Fache
überhäuft wurde. 1818 machte ihm OrafS tepH. Szechenyi den Vor«
schlag, ihn auf einer Reise durch Griechenland und Kleinasien zu beglei-
ten. E., im Vorgefühle des Schönen, welches seinen Kunstsinn dort
erwarte, ging mit Begierde darauf ein. Die Reise wurde über Triest,
Venedig, Florenz, Rom und A n c o n a angetreten, und kein
unterwegs sich biethender Kuustgegenstand ungesehen gelassen. Zu A n-
cona schifften sich die Reisenden ein, und verfolgten ihren Reise-
plan. In C onstantinopel malte E. nebst Costumebildern auch mehrere
der dort anwesenden Gesandten, auf Chios einige der schönen griechi-
schen^ Gestalten dieser Insel. Zu Agina ans Land gestiegen, durchstreif-
ten die Reisenden über Athen, Corinth bis Patras ganz Mo-
rea, von dessen Landschaften E. einige Panoramen aufnahm, reisten
dann über Malta nach Sicilien, endlich durch Neapel und ganz Ita-
lien nach Wien zurück. Bey E.'s Rückkunft nahm ihn der um die Kunst
so hochverdiente Graf v. Lamberg väterlich auf, empfahl ihn, eiferte
ihn zu thätigem Weiterschreiten auf, und verwendete sich so eifrig für ih»/
daß er 1820 als Pensionär derk. k. Akademie nach Rom geschickt wurde.
Nachdem er 9 Monathe zu Florenz verweilt, dort alle Kunsigegen-
siände gesehen und mehrere gelungene Gemälde und Copien der berühm-
testen Meisterwerke vollendet hatte, langte er an seinem Bestimmungs-
orte an, widmete sich daselbst gänzlich dem Studium seiner Kunst, u»d
arbeitete mit größtem Fleiße, um sich und seinem Vaterlands Ehre zu
machen, wie denn auch mehrere seiner vorzüglichsten Gemälde, z. B.: Tie
Griechinn beym Brunnen, Maria mit Christus und Johannes, die Fusi-
waschung, das lebensgroße Porträt des Grafen Franzv. Szechenyi
im Ornate des goldenen Vließes, die drey Frauen beym Grabe d?s Erlö-
sers, Bacchus, die schlafende Ariadne, besonders aber das schöne Bild:
Zwey Griechinnen in einer Landschaft, und mehrere Porträte aus dieser
Periode sind. Er besuchte auch fleißig die Ateliers der großen Meister,
z. B. Camuchin, Guer in, Thorwaldsen und erhoblte sich bey
ergebenden Fällen Raths bey ihnen, auch war er Ehrenmitglied derAka-
demie von St. Lucca geworden. E. reiste dann, nachdem er nochNca-
pel besucht hatte, über Florenz, Livorno, Genua und 'Oeüf
nach Par i s , um auch die französische Schule zu studieren und besu^M
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Volume 2
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe E-H
- Volume
- 2
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 696
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie