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mit Raum für mehr als hundert Pferde/ dabey, jedoch außer dem Ho-
fe, eine Sommerreitschul?, und eine Schmiede. Nun folgen die Piquet-
häuser, näher am Schlosse herrschaftliche Wohnungen, und auf einmahl
hat man das fürstl. Schloß zur linken, den großen Park zur rechten
Seite. Der Haupteingang zum Schlosse ist an der Seeseite durch das
Hauptthor, welches aus einem großen eisernen Gitterthor, und 2 Sei-
tenthoren besteht. Nachdem man in den ungeheuren Schloßhof eingetre«
ten ist, überrascht der Anblick der ganzen schönen Fronte des Schlosses
mit dem herrlichen Balcon und Belvedere, so wie der symmetrischen Sei-
tengebäude, und der Capelle. Die Mitte des, großen Hofes ziert eine
schone, geräumige Fontaine. Das ganze Gebäude des Schlosses ist im
italienischen Geschmacke, rings mit einer Gallerie, welche mit einer gro-
ßen Anzahl von Vasen und Statuen geziert ist, und mit einem stachen
Dache versehen. Die Breite des Hofes beträgt 42, die Länge 60 Klaf-
ter. Das Gebäude theilt sich in das, eigentliche Schloß mit dem Hauptge-
bäude und den Seitenflügeln und in die Nebengebäude, und es umfaßt
in drey Stockwerken 162 Zimmer, die Säle und das Belvedere unge-
rechnet. Gleich am Eingänge, dem Hauptthore rechts, sind die Zimmer, wel-
che zur Aufbewahrung von Mobilien, so wie mehrerer Kunstsachen, und
Seltenheiten bestimmt sind, dann folgen die Wohnungen der Zimmer-
wärter sammt der Porzellankammer mit einer bedeutenden Sammlung
von chinesischen Porzellangefäßen. An diese stoßen die Zimmer, worin sich
ehemahls die Bibliothek, so wie jene, worin sich die Bildergallerie be-
fand, welche Kunstschätze jedoch sammt den schonen Sammlungen von Ku-
pferstichen, Landcharten und Zeichnungen in das fürstliche Palais zu
Wien übertragen sind. In dem rechten Seitenflügel befinden sich meh-
rere schöne Wohnungen, das Zimmer für die Handbibliothek des Fürsten,
das Schlafzimmer, die Schloßcapelle, in dem linken die Kleiderkammer,
das Villardzimmer, die Silberkammer und wieder mehrere Wohnungen;
im Hauptschloßgebäude, welches 27 Klafter breit und 1,2 Klafter gegen
den Garten hinausgerückt ist, sind die Gesellschaftszimmer, der Spei-
sesaal, die Appartementzimmer der Fürstinn und darüber erhebt sich das
in jonisch-attischem Geschmacke erbaute Belvedere, welches eine schöne
Ansicht des ganzen Parkes, des Sees, und der ganzen Gegend gewährt.
In den Nebengebäuden zu ebener Erde reihen sich 16 Küchen an einander,
worauf die Zimmer für die Hausofficiere und die Zuckerbäckerey folgen,
welche wieder zum Ausgang auf der linken Seite des Hauptthores führt.
Die innere Einrichtung aller Zimmer entspricht dem großartigen Ausse-
hen des Äußern, sie sind zum Theil, meist im chinesischen Geschmacke,
gemalt, theils alabastrirt, marmorirt, mit kostbarem Holze, und Por-
zellan ausgelegt, oder mit schönen Tapeten versehen. Für die angenehm-
ste Winterunterhaltung ist durch ein Schloßtheater, durch ein eigenes
Opernhaus, Kaffehhaus und ein artiges Marionettentheater gesorgt.
Vorzüglich herrlich aber ist der große Part, in welchem die prachtvollsten
Promenaden, 4 große Tempel, das sogenannte chinesische Haus, drc»
sehr lange Alleen, zwey große Spielplätze, Statuen, Wasserfälle, Fon-
tainen, die schönsten Orangerien, ein Thier-und Fasanganen, ein gro-
ßer Teich mit Gondeln, ein Jägerhaus, eine Eremitage, kurz alles zu
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Volume 2
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe E-H
- Volume
- 2
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 696
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie