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E s z t e r h ä z y , P a u l . 8 l
Schlüssel/ den Rang eines Hofraths, und ernannte ihn I66l zum lönigl.
Hofmarschall und General-Wachtmeister. Nachdem er noch die Comman-
dantenstelle der Festung Papa versehen hatte, machte er 1663 an der
Seite des tapfern N i c l a s Zr inyi seinen ersten Feldzug gegen die Tür-
ken an der Spitze eines auf eigene Kosten gebildeten Regimentes. Er
zeichnete sich in mehreren Schlachten, nahmentlich in jener von St.
Gotthardt unter General Monte lucu l i , auf das Rühmlichste
aus, und half Darda, Fünfkirchen und Kanisa erobern. Zum
Lohne seiner großen geleisteten Dienste, wurde er nach geendigrem Feld-
zuge 166? zum General und Commandanten der ungarischen Gebirgs-
gränze ernannt, zog jedoch bald wieder gegen die ungarischen Mißver-
gnügten zu Felde, welche er bey Leu tschau, so wie spater bey Oyörki
schlug. Als sich der ehrgeizige Emmerich Tökely an die Spitze der
Verschwörer gestellt hatte, und deren Anhang dadurch bedeutend vergrö-
ßert wurde, ward ein Reichstag zu O d enburg ausgeschrieben, auf
welchem E. zum Palatin des Königreichs Ungarn erhoben ward.
Tökely wurde eingeladen, auf selbem zu erscheinen und ihm alle Si-
cherheit versprochen, ja E. both ihm seinen eigenen Sohn als Geißel
an, um ihn durch einen Vergleich wieder für die kaiserliche Sache zu
gewinnen, jedoch verwarf dieser, der bereits mit den Türken Verbindun-
gen angeknüpft hatte, alle Unterhandlungen. Bald darauf nahte sich
das große türkische Heer und der Palatin zog mit etwa 3,l)9l) Mann dem
Feinde entgegen und blieb für alle Lockungen, ihn dem Kaiser abtrünnig
zu machen, taub. Indessen wurde das kleine Häuflein bald zum Weichen
gezwungen, E. warf sich zuerst in sein festes Forchtenstein, und
mußte sehen, wie die Türken seine schönen weitläufigen Besitzungen mit
Feuer und Schwert verheerten, dann drang er mitten durch die Feinde
auf Umwegen, und durch tausend Gefahren bis nach Linz, wo er am
kaiserlichen Hoflaaer so lange verweilte, bis die Heere des Entsatzes an-
gekommen waren, zu denen er sich sogleich gesellte und die Stadt Wien
befreyen half. Als die Ungläubigen endlich vvr den siegreichen Heeren al-
lenthalben zurück wichen, bildete der Palatin durch einen Aufruf ein Heervon
mehr als 20,000 Mann Freywilliger, mit welchem er in.Verbindung mit
den Reichstruppen unter dem Herzog von Lothr ingen, die Festung
Ofen, welche 160 Jahre in den Händen der Türken gewesen war, den
2. Sept. 1686 wieder eroberte. Zum Lohne seiner großen Verdienste wur-
de er vom Kaiser Leo pold I. 1687 für sich und seine Nachkommen in den
Neichsfürstenstand erhoben, auch erhielt er von dem spanischen König
Carl I I . den Ritter-Orden des goldenen Vließes. Bey dem Einfalle
der ungarischen Rebellen unter Franz Rakoczy 1701 gab E. aufs
Neue einen Beweis seiner loyalen Gesinnungen, er erließ ein'Manifest an
die Einwohner von Ungarn und ganz Eurova, in welchem er zuvörderst
seine Treue an den König bezeigte und sein Gut und Blut zur Aufrecht-
haltung dessen Rechte bereit stellte, dann erklärte er, kraft seiner Wür-
de als Palatin, alle Beschlüsse der Versammlung der Mißvergnügten für
ungültig und aufrührerisch, und trug nach seinen Kräften zur Beruhigung
des Landes bey. Bey der Krönung Carl's VI. zum König von Ungarn
1712 zuPreßburg, ertheilte ihm dieser den fürstlichen Titel als erb»
Oesterr. Nat. Vncyll. Vl>. I l , 6
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Volume 2
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe E-H
- Volume
- 2
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 696
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie