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-F e ß l e r.
im Venetianischen, Palma n uov a im Venetianischen, Peterwar»
dein, in der slavonischen Militärgränze, Pizzighettone in der
Lombardie, Ragusa in Dalmatien, Szegedin in Ungarn, There-
sienstadt in Böhmen, Temeswar in Ungarn, Zara in Dalma-
tien. — Außerdem besitzen mehrere Städte der Monarchie Castelle, z. B.
Brunn (Staatsgefängniß Spielberg), Kue fs te in , Mai land,
Triest, Linz, Ofen, M unk a cs (Staatsgefängniß) zc. Auch sind
viele Städte gegen den ersten feindlichen Anfall durch Festungswerke ge-
schützt, so z.B. Wien, Venedig, Prag u.a. m. Endlich werden
die auswärtigen Festungen zu Commachio, Ferrara, Piacenza,
und abwechselnd mit Preußen die Bundesfestung Mainz dem Wiener
Congreß zu Folge permanent von österr. Truppen besetzt.
Feßler, Ign. Aurelius, wurde am 18. May 1754 zu Czun-
dorf in Niederungarn geboren, wo sein Vater, ein verabschiedeter
Wachtmeister, das herrschaftliche Gasthaus in Pacht hatte. Nach einer
streng religiösen Erziehung trat er 1?73 in den Orden der Capuziner zu
Mödling nächst Wien, aus welchem er 1783 in deren Kloster zu
Wien versetzt wurde. In demselben Jahre ernannte ihn Kaiser Iosep H I I .
nicht ohne Einwirkung des aufgeklärten Prälaten Nautenstrauch, An-
fangs zum Lector, und nachdem er dietheologischeDoctorwürde angenom-
men, zum ordentlichen Professor der oriental. Sprachen, wie der Herme-
neutik des alten Testamentes auf der Lemberger Universität, und F. ward
aus dem Capuzinerorden gesetzlich entlassen. 1787 brachte er ein Trauer-
spiel: Sidney, auf die Bühne, wegen dessen Tendenz er in einen
siscalischen Proceß gerieth. Er flüchtete nach Breslau, wo er bey dem
Buchhändler W. G. Korn freundschaftliche Aufnahme fand und ward
dann dem Fürsten von Car olath als Erzieher vorgestellt. ^Nachdem er
1794 die lutherische Religion angenommen hatte, wählte er 1786Ber-
lin zu seinem Aufenthaltsorte, verheyrathete sich daselbst und lebte von
einigen kleinen Anstellungen und dem Ertrag seiner schriftstellerischen Ar-
beiten. 1803 verließ er diese Stadt/ und lebte auf seinem Landsitz Klein-
wall. Der Krieg von 1807 brachte ihn um die wichtigsten seiner Er-
werbsquellen und dadurch in die traurigste Lage, in welcher er sich und
seine zahlreiche Familie oft nur von milden Gaben erhielt, die ihm
von mehreren Seiten zuflössen. Endlich ,1809 schienen sich seine Umstände
zu verbessern, er erhielt einen Ruf als Professor der orientalischen Spra-
chen und der Philosophie bey der St. Alexander-Newski-Akademie
nach Petersburg, womit der Rang eines Hofraths und ein Gehalt
von2500 Rubeln verbunden waren. Er nahm bald wieder seine Entlassung,
da man sein Lehramt der Philosophie desAtheismus beschuldigt, doch wur-
de er wieder mit dem gleichen Gehalte zum Mitgliede öerGesetzgebungs-
Commission ernannt und wählte seinen Aufenthalt zuWolsk, woselbst
er den neuen philanthropischen Einrichtungen des Collegienrathes Slo-
bin auf dessen großen Gütern an die Hand ging. Endlich schlug er 181?
seinen Wohnsitz zu Sarepta im Gouvernement Saratow, unter der
großen Herrnhutergemeinde, welche in jenen Gegenden ansäßig sind, auf,
ward 1820 Superintendent und Consistorialpräsident daselbst und erhielt
bald darauf die Würde eines evangelischen Bischofs. — Von seinen zahlrei-
Qesterr. Nae. Encyfl. Nd. ll, 9
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Volume 2
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe E-H
- Volume
- 2
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 696
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie