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frohen W i en, dessen Aufhebung nicht leicht als möglich gedacht werden
kann. Der Ursprung dieses wirklich imposanten Schauspieles fällt unge-
fähr Anfangs des I?. Jahrhunderts, wo von den damahls sehr berührn«
ten stadtischen Corps der Constabler in Friedenszeiten unaufhörliche Übun«
gen im Feuer vorgenommen wurden. Vorzüglich zeichnete sich damahls
Anton Osp i l , gemeiner Stadt Wien Zeugwart und Stückhaupt-
mann aus, der vielen städtischen Beamten und Bürgern Unterricht in der
Pyrotechnik ertheilte. Gewohnlich gingen in der Klosterneuburger- und
Spittelau die großen Proben dieser Kunst- und Ernssfeuerwerke vor sich.
Eines der berühmtesten hatte am 16. Nov. 1632 Statt, wozu Bürger'
meister und Rath den gesammten Hof, den hohen Adel und die Genera-
lität luden. Es wurde nach den Fenstergittern eines hohen Wachtthur,
mes aus Dreypfündern, wie nach der Scheibe gezielt, eine Festung in
Brand gesteckt und in Grund geschossen und dabey jede Gattung von Pech-
kränzen, Leuchtkugeln, Bomben, Granaten, Cavcassen, Feuerballen
und Brandkugeln mit bewundernswerther Oeschicklichkeit angewendet.
Diese oft wieoerhohlten Proben gaben endlich der Lieblingsunterhaltung
der Wiener, den Lustfeuerwerken den Ursprung, auf welche zuerst der Ita-
liener Gi r rando l in i ein Privilegium erhielt, welcher seine Vorstel»
lungen im. Augarten oder auf den Donauwiesen und Auen gab. Ihm folg»
ten mehrere andere Fremde, bis nach Eröffnung des Praters für das
Publicum der wackere Kunst, und Lustfeuerwerker Casp ar Stuwer,
ausIngolstadt in Bayern gebürtig, 1777 den noch heut zu Tage be-
stehenden Feuerwerksplatz im Prater mit dem Privilegium erhielt, F.
zur Unterhaltung des Publicums zu geben. Sein erstes hatte den 23.
May desselben Jahres Statt. Durch seine Geschicklichköit und Thätigkeit
hatte sich Stuwer bald zum Lieblinge des Publicums emporgeschwungen
und bedeutende Einnahmen gemacht, nur ungefähr in dem letzten Jahr-
zehend seines Lebens waltete ein ganz eigener Unstern, der Witterung
wegen, über seinen Leistungen, und man hielt bereits allgemein weniger
das Krähen der Hahne als das Aushängen von Stuwer's Feuerwerks»
ankündigungen für gewisse Vorzeichen nahen Regens. Indeß war an
schonen Tagen gewöhnlich die Einnahme desto reichlicher. Stuwer starb den
10. Febr. 1819. Während derMinderjahrigkeit seines Sohnes Ant. Stu»
wer setzte Prof. Mül ler mit Glück die Vorstellungen fort, ersterer über-
nahm jedoch nach erlangter Volljährigkeit selbst dieAusübung des väterli»
chen Privilegiums und erwarb sich durch seine Geschicklichkeit und Thätigkeit,
so wie durch fein bemerkbares eifriges Studium aller Fortschritte im Fache der
Pyrotechnik bald dieGunstdesPublicums im hohen Grade, auchIupiterPlu»
vius scheint ihm günstiger, oder vielmehr zu seinem Glücke abholder zu seyn,
als seinem Vater. Gewöhnlich fünden im Jahre 4 oder 5 Feuerwerke Statt,
das erste im May, das zweyte willkührlich Anfangs Sommers, das dritte,
bedeutendste und besuchteste amAnnentaqe, da^vierte willkührlich im August
und das fünfte gewöhnlich zur Herbstfey/r, am Theresientage. Jedes
Feuerwerk besteht gewöhnlich aus 6 bis 8 Fronten oder Decorationen,
die in kleinen Zwischenräumen, eine nach der andern abgebrannt werden.
Diese Decorationen stellen recht brav gezeichnete Gärten, Haine, Tem-
pel, Grotten, Paläste, Städte, Wasserfälle, Blumenbeete, Festun-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Volume 2
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe E-H
- Volume
- 2
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 696
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie