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148 Fischer von lLrlach.
der Alten siudirte, aber auch atle Fehler sich aneignete, welche man sei-
nen spateren Arbeiten vorwirft, und deren Veranlassung im schlechten
bizarren Geschmacke der Zeit liegt.In die Heimath zurückgekehrt, wußte
er in kurzer Zeit Aufmertsamleit zu erregen, und Anerkennung seines
schönen Talentes zu gewinnen. Er erhielt den Auftrag für den nachmah-
ligen Kaiser Joseph I. einen Sommerpalast zu bauen, und so entstand
1696 die erste Grundanlage des heutigen Schlosses Schönbrunn. Sie
gewann den Beyfall des Hofes, F. wurde zum ersten Architecten ernannt,
und von IosephI. spater auch in den Adelstand mit dem Prädicate von
Erlach erhoben. Ungeachtet F. fast in allen seinen Gebäuden als Anhän-
ger der Bern ini'schen Schule erscheint, und wahre Meisterstücke ihrer
Ausschweifungen lieferte, (Schönbrunn ennnert durchgehends, die Fen-
ster etwa ausgenommen, an Bern in i's Styl), so bewies er dennoch mehr
Geschmack in den äußeren Verzierungen. — Der Ruf des Künstlers war
begründet; er entwarf von nun an alle bedeutenderen Bauwerke, wurde
Oberlandbaumeister und genoß bis zu seinem Todesjahre 1724 alleAus-
zeichnungen und Begünstigungen, welche dem wahren Talente nur im-
mer zugestände» werden können. Wir erwähnen nur die vorzüglichsten
seiner Werke, und bemerken im vorhinein, daß bey den meisten dersel-
ben den eigentlichen Bau sein Sohn I oseph Em anu el geleitet, so
wie er mehrere, die mit dem Tode des Vaters unvollendet geblieben,
sehr glücklich ausführte. Im Allgemeinen ist es gewiß, daß alle Gebäude
F.'s durch ihren Totaleindruck von außerordentlicherWirksamteit, einen Ge-
nius beurkunden, dem die Weihe im reichen Maße geworden. Trotzder,
dem Zeitgeschmacke anklebenden Unvollkommenheiten, werden die beyden
F, stets Bewunderung ernten, und als eine Erscheinung gepriesen wer-
den, dergleichen nur Jahrhunderte hervorzubringen im Stande sind.—>
Alle Fehler seiner Schule vereint, enthüllte der Triumphbogen, den er
1699 zur Vermählung Joseph I. errichtete; die Überladung war bis
zum Unglaublichen getrieben. Eine bessere Richtung zeigte das hölzerne
Modell des Denkmahles zu Ehren des h, Joseph auf dem hohen Mavkce
zu Wien; die Statuen sind später und ganz abweichend von andern
Künstlern ausgeführt worden. 1700 wurde die alte, kleine Peters-
lirche abgetragen, und die Herstellung einer größeren beschlossen. Die-
ser Künstler zeichnete den Entwurf und leitete den Bau, de« 1702 be-
gann, und bey seiner^Vollendungals ein Meisterwerk erster Größe da-
stand. Ebenso glücklich fiel Prinz EugensPalastin der Himmelpfortgasse
(das heutige Münzgebüude) aus. Nachdem das Werk in zwey Jahren
vollendet war, empfing darin der große E ug enam9. April 1711 den tin ti-
schen Gesandten. Würdig schließen sich diesem Bauwerke an: Das Gebäu-
de der vueinigten Hofkanzley in der Wipplingersiraße, das Batthya-
ny'sche Palais auf der Freyung, das vormahls Trautson'sche in der
Vorsiatt St . Ulrich, worin jetzt die ungar. Leibgarde, die sogenannte
Mehlgrube auf dem neuen Markte u. a. m. — Die großen Kriegsunru-
hen hinderten indessen die Unternehmungen von Bauwerken; derKiuist-
ler verwendete die Stunde» der Muße zu Studien, und di sen verdan-
ke,, wir das Wert: Entwurf einer historischen Architectur, in Abbildungen
verschiedener berühmter Gebäude des Alterthums und fremder Völker
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Volume 2
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe E-H
- Volume
- 2
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 696
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie